GründungenStart-up-Szene: Ein Männerclub
Weibliche Gründerinnen und Investorinnen sind in Deutschland immer noch stark in der Unterzahl, wie neue Zahlen zeigen. Woran das liegt und was sich ändern könnte.
Die Zahl der neuen Start-ups in Deutschland ist laut einer Analyse der Firma Start-up-Detektor gestiegen. Demnach wurden im vergangenen Jahr über 3.300 Unternehmen gegründet – die meisten davon in den Bereichen Software, Medizin und Onlinehandel.
Die Start-ups werden demnach nach wie vor hauptsächlich von Männern gegründet und geführt. Im Jahr 2021 lag der Anteil an derartigen Firmen mit mindestens einer Frau in der Geschäftsführung bei knapp über 20 Prozent.
Mögliche Gründe für den niedrigen Frauenanteil
Miraim Mertens ist selbst Co-Gründerin und CEO eines Start-ups und glaubt, dass der geringe Frauenanteil in der Szene mehrere Gründe hat. "Aus meiner Sicht fehlt es ganz eindeutig an Vorbildern", sagt sie. "Es sind zu wenige erfolgreiche Unternehmerinnen, die aus ihrer Idee ein Start-up und dann vielleicht sogar ein größeres Unternehmen gemacht haben, sichtbar."
Ein weiterer Grund für den immer noch geringen Frauenanteil in Start-ups sei laut Mertens die Finanzierung. Wer ein Unternehmen gründen will, der braucht Geldgeber*innen und Partner*innen. Viele Start-up-Investor*innen seien aber Männer – und die geben ihr Geld lieber an andere Männer.
Laut dem "Female Founders Monitor", herausgegeben vom Bundesverband Deutsche Start-ups, bekommen nur 1,6 Prozent der von Frauen gegründeten Start-ups in Deutschland Risikokapitalinvestitionen – bei den Männern sind es hingegen 17,6 Prozent.
Der Female Founder Monitor verweist auf Studien (Seite 40), die die Benachteiligung von Frauen belegen. So würden Frauen zum Beispiel häufig mit anderen Fragen konfrontiert werden, zum Beispiel über Kundenstamm und Finanzprognosen, während Männer eher über ihre Visionen für die Zukunft sprechen können. Auch gebe es unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe. Während Frauen tendenziell schneller als naiv gelten, werden Männer eher als mutig betrachtet.
Mertens wünscht sich deshalb wie einige andere in der Branche auch mehr Diversität. "Wenn die typischen Geldgeber aus einer homogenen Gruppe kommen, dann schauen die auch alle recht homogen auf bestimmte Business-Möglichkeiten und Lösungsansätze", sagt sie.
"Wir brauchen auch auf der Seite der Investor*innen mehr Diversität."
Die Förderung von Gründerinnen ist inzwischen auch ein Thema in der Politik. So haben die Grünen im vergangenen Jahr beispielsweise ein Maßnahmenpapier erstellt. Auch der Beirat Junge Digitale Wirtschaft beim Bundwirtschaftsministerium hat ein Positionspapier mit Änderungsvorschlägen veröffentlicht.