Vorwurf der VerbrauchertäuschungGoogle trickst bei Standortdaten
"Don‘t be evil" - das war mal das Motto von Google. Glaubt man europäischen Verbraucherschutzorganisationen, hält sich Google in Sachen Datenschutz eher wenig an die eigenen Maßgaben. Das Unternehmen soll Android-Nutzer bei der Speicherung von Standortdaten täuschen.
Bereits im August hatte eine Wissenschaftlerin der University of California in Berkeley auf ein Problem beim Smartphone-Betriebssystem Android hingewiesen. Google speichere die Standortdaten von Android-Nutzern - und zwar auch dann, wenn davon auszugehen sei, dass das eigentlich nicht gemacht werde, so unser Netzreporter Konstantin Köhler.
"Google speichert Standortdaten von Android-Nutzern - und zwar auch dann, wenn man davon ausgehen muss, dass das eigentlich nicht gemacht wird.“
Laut europäischem Verbraucherschutzverband grenzt die Vorgehensweise von Google an Täuschung. Die Nutzer würden durch geschickte Menüführung, schwer zu findende Einstellungen und ständiges Nachfragen dazu gedrängt, Zugriff auf ihre Daten zu ermöglichen - und das in einem Ausmaß, von dem sich die meisten Nutzer keine Vorstellung machen. Eine norwegische Verbraucherschutzbehörde stellt in einer extra dazu durchgeführten Studie fest, dass Google damit eindeutig gegen die Datenschutzgrundverordnung verstoße, die das eigentlich verhindern sollte.
Einstellungen im Smartphone ändern
Selbst, wen das nicht juckt und wer nichts gegen personalisierte Werbung hat, sollte hellhörig werden, rät unser Netzreporter. Denn es sollte uns interessieren, was Google über uns herausfinden kann: Etwa zu welchem Arzt wir gehen, in welche Kirche, wo wir einkaufen, welche Beratungsstellen wir aufsuchen?
"Man sollte nur wissen, was Google damit alles über einen herausfinden kann. Zu welchem Arzt wir gehen, in welche Kirche, zu welcher Beratungsstelle."
Wenn Google diese Daten erhebt, obwohl wir davon ausgehen, dass sie nicht erhoben werden, spätestens dann, wird es problematisch, sagt Konstantin.
Eine Stellungnahme von Google gibt es nicht. Das Unternehmen hat lediglich mitgeteilt, das Thema zu Kenntnis genommen zu haben. Um das Risiko der ungewollten Datenspeicherung zu minimieren, rät unser Reporter, die Einstellungen des Smartphones zu ändern. "Am besten einfach nach so was wie 'Android keine Standortdaten' suchen. Da findet man Anleitungen, die über das übliche Deaktivieren der Standorte hinausgehen." Eine Garantie, dass Google nicht doch etwas mitbekommt, gebe es allerdings nicht.
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