Stammzellen-TransplantationDie schwere Suche nach dem genetischen Zwilling
Wer an Leukämie erkrankt, braucht einen genetischen Zwilling. Den zu finden ist nie leicht. Ein Drittel findet einen passenden Spender in der Familie. Richtig schwer wird es für Menschen, deren Eltern einen unterschiedlichen ethnischen Hintergrund haben.
Kinder und Erwachsene, die Eltern mit verschiedenem ethnischem Hintergrund haben, haben sehr schlechte Chancen, passende Organ- oder Stammzellspender zu finden. Das liegt daran, dass sie oft sehr außergewöhnliche Kombinationen von Antigenen auf ihren Leukocyten haben, weil bestimmte Antigene in bestimmten Ethnien vorherrschend sind. Es ist deshalb besonders wichtig, dass Menschen mit Eltern aus verschiedenen Volksgruppen sich als Stammzellspender registrieren lassen.
Die Geschichte von Lara Casalotti aus London ging um die Welt. Bei der 24 Jahre alten Studentin wurde Blutkrebs festgestellt. Sie brauchte dringend eine Knochenmark-Transplantation. Weil ihre Mutter aus Thailand stammt und ihr Vater aus Italien, war es schwer, einen passenden Spender zu finden. War! Denn sie hat ihn gefunden - ihren genetischen Zwilling. Obwohl die Chancen dazu äußerst gering waren. Julia Runge von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei sagt: Das war die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
"Im günstigsten Fall ist der genetische Zwilling unter 20.000. Im ungünstigsten Fall gibt es nur einen oder gar keinen unter Millionen."
Lara ist natürlich nicht die einzige an Leukämie erkrankte mit bunten Wurzeln. Wir haben Felix getroffen. Er ist ist 22 Jahre alt, studiert Wirtschaftsingenieurwesen und hatte vor zwei Jahren Leukämie. Felix' Vater stammt aus Ghana, seine Mutter aus Deutschland. Eine Stammzellenspende war seine letzte Chance zu überleben.
"Zwei, drei Tage nach der Diagnose wusste ich, dass ich es ohne Spender nicht schaffe. Das war ein Megaschock."
Bei einer Leukämie funktioniert die Produktion der weißen Blutzellen nicht mehr richtig. Diese weißen Blutzellen sind aber wichtig für unser Immunsystem. Sie unterscheiden körpereigene von körperfremden Strukturen. Helfen also bei der Abwehr von Krankheiten. Um als Spender in Frage zu kommen, braucht man möglichst ähnliche Gewebestrukturen. Entscheidend ist eine Gruppe an Genen: HLA - das humane Leukozytenantigen-System. Jeder dritte findet einen passenden Spender in der Familie. Aber das funktioniert eben nicht immer. In vielen Ländern auf der Welt gibt es keine so große Spender-Datenbank wie in Deutschland.
"Hier in Deutschland haben wir ein sogenanntes Vielfalt-Projekt aufgesetzt. Da sprechen wir Menschen aus anderen Ländern gezielt an."
Felix hat seinen Spender dadurch gefunden, dass seine Eltern eine große Spender-Suchaktion gestartet haben und vor allem Menschen angesprochen haben, die - genau wie Felix - Elternteile verschiedener Herkunft haben. Auch Laras Suche über die sozialen Kanäle wie Facebook, Instagram, Twitter und Youtube soll vielen anderen helfen, so zumindest ihre Hoffnung.
"If people continue to register, there could be potentially a match for others. Let’s find a match for all!"