BlindentennisTennisspielen nach Gehör
Charlotte ist eine der besten Blindentennisspielerinnen in Deutschland. Statt auf Sehkraft verlässt sie sich auf das Gehör.
Tennis spielen? Blind?! Wie soll das gehen, wenn man den Ball nicht kommen sieht? Aber beim Blindentennis müssen sich die Spieler auf seine anderen Sinne verlassen. Auf das Gehör beispielsweise. Hilfreich dabei ist der Tennisball: Der hat außen Schaumstoff und innen eine Art Golfball, in dem Metallstifte stecken. Die klingeln beim Aufspringen, als hätte der Ball kleine Glöckchen.
Das heißt: Die Spieler können den Ball hören.
Mit dem Gehör entscheiden, ob Vor- oder Rückhand
Das Hören ist beim Blindentennis extrem wichtig, beispielsweise um zu entscheiden, ob der Ball mit der Vorhand oder mit der Rückhand zurückgespielt wird, sagt Charlotte Schwagmeier. Sie ist eine der besten Deutschen Blindentennisspielerinnen - von Geburt an hat sie etwa fünf bis zehn Prozent Sehkraft.
"Wenn der Ball das erste Mal aufspringt, weiß ich, ob es Vorhand oder Rückhand ist. Und beim zweiten mal noch genauer, ob er länger oder kürzer ist."
Im Vergleich zum normales Tennis, lassen es die Regeln beim Blindentennis zu, dass der Ball mehrmals aufspringen darf, bevor er zurück gespielt werden muss. Bei blinden Menschen sind drei Mal erlaubt, bei Menschen, die noch etwas Sehkraft haben, zwei Mal.
Die Feld-Markierung sind spürbar
Eine weitere Herausforderung für sehbehinderte oder blinde Menschen auf dem Tennisplatz ist es, sich räumlich zu orientieren. Zu Anfang sind alle unsicher und trauen sich nicht, mehrere Schritte zu laufen. Aber Blindentennistrainer Marc Walter beruhigt sie dann und sagt: "Hier ist nichts, wo du gegen laufen kannst."
Um das Raumgefühl seiner Trainingsschüler zu schärfen, geht er die Markierungen des Feldes mit ihnen ab. Das gibt Sicherheit, denn beim Drüberlaufen sind die Markierungen spürbar, sagt Mareike Zeck, die das Blindentennis für Deutschlandfunk Nova ausprobiert hat.
"Die Feld-Linien sind mit flauschigen Teppich-Streifen markiert."
Dass Blindentennis in Deutschland inzwischen an sechs Standorten gespielt werden kann und damit einigermaßen im Blindensport etabliert ist, ist unter anderem auch Charlotte Schwagmeier zu verdanken. Vor Jahren stand sie bei Tennistrainer Marc Walter am Zaun und bat darum, mitmachen zu können. Marc entwickelte daraufhin Methoden, um sie zu trainieren. Heute ist er Blindentennis-Pionier und gibt in anderen Vereinen Workshops.
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