Sporen-Verletzungen im PferdesportDie Blutregel soll abgemildert werden
Wenn das Pferd blutet, wird der Reiter disqualifiziert. Diese "Blutregel" im Pferdesport soll nun aufgeweicht werden: Die Springreiter streiten über Verletzungen durch Sporen, mit denen der Druck aufs Pferd verstärkt wird.
Sobald die Pferde verletzt werden und Blut zu sehen ist, bedeutet das die Disqualifikation. Jüngstes Beispiel: Beim Nationenpreis in Hickstead ist der deutsche Reiter Marcus Ehning disqualifiziert worden, weil die Wettkampfrichter eine blutige Schramme an seinem Pferd festgestellt haben. Eine Sporenverletzung, genau dort, wo Ehning sein Bein hatte.
"Die Wettkampfrichter haben sich im Prinzip nur an die Wettkampfregeln der FEI gehalten, der internationalen reiterlichen Vereinigung."
Angewendet aus dem Regelwerk wurde die Blood Rule – also die Blutregel. Sie besagt, dass auf jeden Fall eine Disqualifikation erfolgt, wenn das Pferd an den Flanken, im Mund oder aus der Nase blutet oder wenn es Zeichen von exzessivem Einsatz von Sporen und Gerte gibt.
Was spürt das Pferd?
Es gibt natürlich Menschen, für die ist jede Verletzung des Pferdes Tierquälerei, sagt unsere Pferdeexpertin Nora Hespers, selbst Reiterin. Für das Pferd seien die Sporen unangenehm. Den Schmerzgrad, den Ehnings Pferd empfunden haben dürfte, vergleicht Nora aber eher mit einer Hautabschürfung.
"Das ist keine Verletzung, die das Tier außer Gefecht setzt. Dazu muss man auch noch sagen, dass Marcus Ehning als besonders fairer und feiner Reiter bekannt ist, der eben nicht mit den Sporen auf sein Pferd einsticht."
Das war keine absichtliche Verletzung, ist sich Nora sicher. Trotzdem sucht sich das Pferd nicht selber aus, ob es mit Sporen geritten werden möchte oder nicht, sagt sie. Deshalb steht in allen Statuten des Reitsports: Die Gesundheit und Unversehrtheit des Tieres steht über allem.
Sorgfaltspflicht gegenüber dem Tier
Reiter benutzen Sporen, um gezielter mit dem Pferd zu kommunizieren, erklärt Nora. Wenn der Reiter etwa mit der Innenseite des Unterschenkels gegen den Pferdebauch presst, heißt das ganz simpel ausgedrückt: Lauf schneller.
"Die Wadeninnenseite ist eine große Fläche. Der Sporen ist ein einzelner Druckpunkt, den das Pferd besser wahrnehmen kann."
Eigentlich sind die Sporen heute nicht mehr spitz. Die brachialen Dinger von früher sind verboten. Und auch die mit drehenden Enden sind eher stumpf, erklärt Nora. Sporen, wie wir sie oben im Bild zeigen, gehen gar nicht. Außerdem dürfen sie nicht nach oben zeigen und keine scharfen Kanten haben. Trotzdem muss ein Reiter schon wissen, ob er mit Sporen umgeht.
Änderungen 2018
Die FEI, die internationale Dachorganisation des Pferdesports, hat jetzt angekündigt, die Blood Rule 2018 weniger streng auszulegen. In Zukunft sollen etwa kleinere Blutspuren folgenlos bleiben. Die Stewards und Richter bekommen einen größeren Ermessensspielraum.
"Würde die Regel so jetzt schon gelten, dann wäre Ehning in Hickstead nicht zwingend disqualifiziert worden. Dann hätten die Wettkampfrichter entscheiden müssen, wie gravierend die Verletzung ist."
Aktuell ist es so, dass ein Steward mit einem weißen Handschuh über die Stelle reibt – und wenn da Blut zu sehen ist, dann greift die Blood Rule. Ab 2018 ist das dann kein eindeutiges Zeichen mehr.
Unsere Reporterin Nora Hespers aber meint, dass es keinen Unterschied machen sollte, ob die Verletzung mit Absicht erzeugt wurde oder aus Versehen passiert ist:
"Wo Verletzungen sind, ist was schief gelaufen. Und dann muss das Konsequenzen haben. Das Pferd selbst hat nun mal keine Stimme."