Spontan oder PlanWieviel Kalender unser Leben verträgt
Jetzt heiraten oder später? Nagihan und Fatih haben sich für ein spontanes Jawort entschieden. Anastasia plant hingegen sogar ihre Freizeit monatelang im Voraus. Mit Abweichungen kann sie trotzdem leben.
Sie sind auf das Standesamt in Istanbul gegangen, wollten eigentlich einen Termin für ihre standesamtliche Hochzeit ausmachen – und dann sind Nagihan und Fatih als Eheleute wieder rausgekommen. Er in Shorts und sie in Jeans.
Mit dabei waren nur ihre Tante und eine ihrer Cousinen. Sie sind gemeinsam ins Restaurant, dann nach Hause und am Abend waren sie draußen unterwegs. Beide sind sich einig: Wenn jemand von ihnen plant, ist das eher Fatih.
In München – wo sie leben – hatten sie Schwierigkeiten, überhaupt an einen Termin im Standesamt zu kommen. Dafür haben sie schnell eine gemeinsame Wohnung gefunden. Hier noch mal ganz langsam ihre Geschichte.
"Was für mich wichtig ist? Dass es einfach ein schöner Tag zwischen uns beiden ist."
Flexibles Ehepaar, flexible Hochzeitsgäste
Im Standesamt hat Nagihan ihre Freundinnen live auf Facetime dazu geholt. Die Freunde von Fatih konnten in diesem Moment nicht so schnell sein – Job halt. Auch seine Familie hat er so schnell nicht erreicht.
Dafür waren – bis auf einzelne Ausnahmen – fast alle eingeladenen Gäste auf ihrer Hochzeitsfeier in München. Die haben Nagihan und Fatih auch vorverlegt – von Oktober auf Juli. Ihre Gäste mussten also ebenfalls ziemlich spontan sein.
"Hey, Mädels! In einer Stunde brauche ich euch alle via Facetime. Es ist sehr wichtig."
Dieses Tempo beim Heiraten hat auch etwas mit der Tradition zu tun, dass sie erst als verheiratetes Paare zusammenziehen wollten, erklären sie.
Weil sie in München dann doch schneller eine Wohnung gefunden haben als gedacht, wollten sie ihr neues Zuhause nicht erst fünf Monate leer stehen lassen, bevor sie als Ehepaar dort einziehen können.
Nicht zu planen stört
Anastasia plant ihre Tage hingegen gerne schon weit im Voraus. Über Treffen mit Kommilitoninnen und Kommilitonen denkt sie zum Beispiel zwei bis drei Monate vorher nach.
Für eine bessere Übersicht trägt sie ihre Verabredungen und Termine in ihren Google-Kalender ein und schickt dann Screenshots rum, damit alle Bescheid wissen. Anastasia findet, dass sie die Dinge, die sie tun möchte, dann besser organisiert bekommt. Eine Zeitspanne von 19 bis 23 Uhr zum Ausgehen stört sie zum Beispiel. "Das ist sehr lang", sagt sie.
"Manchmal wünschen sich meine Freundinnen schon, dass ich ein bisschen entspannter bin."
Sie mag es auch nicht, eine Verabredung zu haben und nicht zu wissen, wann es eigentlich losgeht – am Wochenende beispielsweise. Ihre Freundinnen sind auch ein Stück dankbar, dass Anastasia so viel der Planung übernimmt, ist sie überzeugt. Andererseits wünschten sie sich vielleicht auch mal ein bisschen mehr Lockerheit.
Es kommt auch vor, dass Anastasia ihre eigene Planungswut selbst total übertrieben findet. Und ihr ist aufgefallen, dass Abende, an denen umgeplant werden muss, eigentlich immer ihren eigenen Reiz haben.
"Wenn sich etwas spontan geändert hat, ist der Abend meistens trotzdem noch besser geworden als gedacht."