SpamUnsere Daten im Netz: Tipps fürs digitale Aufräumen
Unser Spam-Order ist oft voll mit seltsamen oder sogar obszönen E-Mails. Woher haben die Absender eigentlich unsere Mail-Adresse? Die Antwort: Das geht leider ziemlich fix, wenn wir uns durchs Netz bewegen und Daten hinterlassen. Diese Tipps helfen euch beim digitalen Aufräumen.
Die gute Nachricht: In Europa gibt es Gesetze, wie die Datenschutzgrundverordnung. Die helfen uns dabei, das Löschen von persönlichen Daten gegenüber Unternehmen einzufordern. Die schlechte Nachricht: Bei der großen Zahl an Datenhändlern, zwielichtigen Apps und Datenkraken im Netz ist es oft schier unmöglich, den Durchblick zu behalten.
Digitaler Frühjahrsputz
Eine Möglichkeit wäre also, dass wir uns selbst auf die Suche machen und Social Media Firmen oder bekannte Adress- und Datenhändler einzeln anschreiben und auffordern, unsere Daten zu löschen. "Das ist wegen der teilweise komplizierten rechtlichen Lage aber echt nur was für Jura-Cracks oder Masochisten", sagt unsere Netzreporterin Martina Schulte. Deswegen ist es sinnvoll, entweder spezielle Tools zu nutzen oder einen kommerziellen Anbieter zu beauftragen, der das für uns übernimmt.
Kommerzielle Anbieter
Derartige Anbieter verschicken in unserem Auftrag automatisch Löschaufforderungen an Firmen und Datenbroker. Incogni, Privacy bee, Optery oder Kanary sind Beispiele für solche Agenturen. Für ihre Aufräum-Dienste verlangen diese Firmen dann eine Gebühr zwischen 70 und 200 Euro. Incogni nutzt dann zum Beispiel unsere E-Mail-Adresse, um bei mehr als 145 Datenhändlern und bekannten Datensaugern abzufragen, ob persönliche Daten vorliegen und die dann ggf. löschen zu lassen.
"Dann kannst du – so werben die Anbieter - bequem am Dashboard verfolgen, wie die Datenschutzfirmen nach und nach bei bekannten Datenbrokern deine persönlichen Daten löschen lassen."
Heise.de hat jedoch einige dieser Firmen getestet und dabei schnitten nicht alle Firmen gut ab. "Das Haupt-Problem ist: Man kann als Kunde oder Kundin nicht nachvollziehen, ob die Daten tatsächlich gelöscht werden oder ob die Löschung von den Firmen nur behauptet wird", sagt Martina. Außerdem gelte es, bei der Auswahl der Agentur vorsichtig zu sein. Denn auch hier gebe es betrügerische Angebote. Im schlimmsten Fall verkauft die Agentur dann selber unsere Daten weiter, warnt unsere Netzreporterin.
"Wenn du Pech hast und dir den falschen Datenschutzagenten aussuchst, dann verkauft der deine Daten an einen Datenbroker weiter."
Ein Beispiel: Das britische Start-Up Digi.me war laut Heise ursprünglich mal angetreten, Daten zu schützen und löschen zu lassen. Im Oktober 2022 wurde digi.me allerdings vom australischen Datenbroker World Data Exchange übernommen. Und der verdient sein Geld damit, Firmenkunden Zugang zu Gesundheitsdaten und zu Kontenbewegungen verschaffen. "Daher ist es meiner Ansicht nach besser, das Aufräumen selbst in Angriff zu nehmen", sagt Martina und empfiehlt ein Tool namens datenanfragen.de. Dahinter stehe nämlich ein gemeinnütziger Verein, der sich dem Kampf gegen Daten-Kraken verschreiben hat.
Ein Tool zum Selber-löschen
Unsere Netzreporterin hat es selbst ausprobiert. Auf der Seite lassen sich bekannte Datensammel-Firmen aus mehreren Bereichen ankreuzen: Online-Shops wie Amazon, Auskunfteien, Adress-Händler oder Tech-Firmen wie Netflix, Google und Co. Dann gibt man in einem zweiten Schritt seine Grunddaten ein – also Name, Adresse, E-Mail. "Damit generiert dir das Tool eine juristisch perfekt formulierte E-Mail an diese Unternehmen, die du mit einem Klick absenden kannst", erklärt Martina Schulte.
"Du kannst entweder nur um Auskunft bitten oder gleich die Löschung deiner Daten verlangen. Und dann flattern dir schon nach wenigen Tagen die Antworten der Firmen ins Haus."
Man kann dann entweder nur die Auskunft darüber verlangen, ob Daten vorliegen oder nicht. Oder man kann auch gleich die Löschung beantragen. "Dabei erfährst du dann nicht nur genau, welche Daten die von dir haben, sondern auch an wen sie die weiterverkauft haben", so Martina. Das seien zum Teil lange Listen.
Diese Methode ist zwar etwas aufwändiger, als eine kommerzielle Datenschutzfirma zu beauftragen. Aber dafür können wir sicher sein, dass unsere Daten am Ende wirklich gelöscht werden, sagt Martina. Und günstiger ist es auch.