Sozioökonomische EntwicklungWarum die Entwicklungshilfe nicht richtig fruchtet
Die internationale Entwicklungshilfe ist nicht auf die Erfordernisse der afrikanischen Bevölkerung ausgerichtet. Diese These vertritt die Politikwissenschaftlerin Salua Nour. Milliardensummen seien jahrzehntelang unnütz verbrannt worden, doch abgeschafft werden dürfe die Hilfe nicht. Deutschland müsse sie aber ganz neu ausrichten.
Die Entwicklungshilfe ist zwar hochoffiziell in moderne Begriffe wie "Entwicklungszusammenarbeit" oder "Entwicklungspartnerschaft" umbenannt worden, doch geholfen hat dieser kosmetische Akt offenbar nicht.
Ungleichgewicht zwischen herrschenden Klassen und der Bevölkerung
Salua Nour führt dafür zwei wesentliche Gründe an: Die armen Staaten produzieren weniger Konsumgüter als die Bevölkerung benötigt. Und zweitens herrsche in fast ganz Afrika ein immenses Ungleichgewicht zwischen den herrschenden Klassen und einer nicht organisierten Bevölkerung. Die brauche all ihre Kraft zum Überleben und könne sich deshalb nicht politisch betätigen.
"Wenn man die Ursachen eines Problems nicht erkannt hat, kann man das Problem nicht lösen."
Solange diese Ursachen nicht wirklich angegangen würden, helfe auch die finanzielle Unterstützung nicht. Im Gegenteil: In der Regel arbeiteten die reichen Staaten mit den herrschenden Klassen in Afrika zusammen, schlössen Verträge ab und manifestierten damit diese grundlegende Problematik, so Salua Nour.
Zwänge erschweren Arbeit für Hilfsorganisationen
Die Wissenschaftlerin erklärt, warum der Wirtschaftskreislauf etwa in Deutschland hervorragend funktioniert, in den meisten afrikanischen Ländern jedoch nicht. Und sie schlussfolgert, dass wir im Westen davon profitieren, die Menschen in Afrika aber nicht. Selbst Hilfsorganisationen seien heutzutage in Zwänge eingebunden, die sinnvolles Arbeiten nahezu unmöglich machten.
Salua Nour ist Ägypterin und kennt die Not der afrikanischen Bevölkerung aus eigener Erfahrung. Ihre Forschungs- und Lehrtätigkeiten an der Freien Universität Berlin sind deshalb auch durch diese Erfahrungen geprägt. Sie fordert eine neue Form der Entwicklungshilfe und ist entsetzt darüber, wie viele Gelder in den vergangenen 60 Jahren sinnlos vergeudet wurden.
Gesprochen hat sie auf einer gemeinsamen Veranstaltung der Berliner Akademie für weiterbildende Studien und der Freien Universität Berlin am 1. September 2018 innerhalb der Berliner Sommeruni. Ihr Thema: "Wirtschaftliche Zusammenarbeit, Potenziale und Perspektiven - was Afrika wirklich hilft".