Nach Anschlag in PittsburghGab.com: Rechtes Portal geht wieder online
Nach dem Anschlag auf eine Synagoge in Pittsburgh Ende Oktober wurde das soziale Netzwerk Gab.com abgeschaltet. Das Portal gilt als Rechtsaußen-Sammelbecken, der Attentäter hatte dort seinen Judenhass und auch seine Mordpläne vorab ausgebreitet. Gabs Internetprovider und Zahlungsdienstleister hatten den Stecker gezogen. Jetzt ist das Portal wieder online.
Das Portal Gab hat sich in den vergangenen zwei Jahren als Alternative zu Twitter und Facebook positioniert, angeblich als Hort der freien, unzensierten Rede - de facto eher als Heimat für Rechtsextreme und Antisemiten. Nach dem Aus Ende Oktober suchten die Betreiber einen neuen Host-Provider und haben ihn offenbar gefunden: Epik, ein kleiner Anbieter mit Sitz in einem Vorort von Seattle.
Neuer Gab-Provider Epik hostet zweifelhafte Seiten
Epik vermarkte sich selbst als "Schweizer Bank der Domain-Provider", berichtet Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Michael Gessat. Auf der Firmen-Website heißt es, man habe eine lang bewährte Reputation, den Kunden zu schützen. Laut unserem Netzreporter Michael Gessat heißt das wohl auch, Anfragen oder Aufforderungen von Behörden weitestgehend zu ignorieren.
"Auf jeden Fall ist Epik schon länger dafür bekannt, sehr zweifelhafte Domains beziehungsweise Webseiten zu hosten:"
Epik sei schon länger dafür bekannt, zweifelhafte Seiten zu hosten - zum Beispiel Online-Apotheken, die verbotenerweise verschreibungspflichtige oder sogar gefälschte Medikamente versenden. Rob Monster, der Chef von Epik, sieht das anders: Er unterstütze nur die Meinungsfreiheit. Deshalb würde Epik nun auch die Domains Gab.com beziehungsweise Gab.ai hosten.
Anders als der frühere Provider GoDaddy, der Zahlungsdienstleister Paypal, der Cloudanbieter Microsoft und weitere Firmen, die allesamt ihre Dienstleistungen für Gab gekappt hatten, sorgt sich Epik offenbar nicht um sein Image.
"Man muss allerdings sagen, so exotisch sind ja die auf Gab vertretenen ultrarechten Positionen in den USA gar nicht."
Allerdings, so Michael Gessat, sind die auf Gab vertretenen ultrarechten Positionen in den USA gar nicht so außergewöhnlich. Zudem gebe es das Argument der politischen Rechten, Google, Facebook und weitere Mainstream-Anbieter würden linke "Political Correctness" erzwingen und andere Meinungen unterdrücken.
Auch Cloudflare arbeitet für Gab
Heikler sei der Neustart von Gab für einen anderen Beteiligten. Gab ist nämlich Kunde bei Cloudflare, das Webseiten unter anderem vor sogenannten DDOS-Attacken, also vor Überlastungsangriffen aus dem Netz schützt. Einen kleinen Provider wie Epik könnte man ziemlich schnell lahmlegen – Cloudflare nicht. Für die Bereitschaft, Gab zu schützen, dürfte Cloudflare einigen Gegenwind bekommen, erwartet Michael Gessat.
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