StudieSo funktioniert soziale Ansteckung
Egal ob online oder offline: Ständig schwirren Meinungen um uns herum. Manche lehnen wir sofort ab, andere überzeugen uns, obwohl wir eigentlich eine andere Auffassung haben. Aber warum?
Für eine Studie des Max-Planck-Instituts haben 100 Probanden einen Test gemacht: In Zweier-Teams mussten sie nacheinander bestimmte Aufgaben lösen. Eine Person - nennen wir sie Person B - bekam allerdings die Chance, ihr Urteil noch einmal mit dem der anderen Person - Person A - abzugleichen und abzuändern. Person B konnte auch sehen, ob Person A bei den Aufgaben besser oder schlechter abschnitt. In mehreren Runden wurde der Einfluss von A auf B gemessen. Die Forscher wollten so herausfinden, inwiefern sich der eine vom anderen beeinflussen lässt.
Viel hängt vom sozialen Umfeld ab
Das Ergebnis: Anfangs blieben die Probanden bei ihrer eigenen Meinung. Aber je besser sich beide kennenlernten, desto eher übernahmen sie das Urteil des anderen. Das passierte allerdings nur, wenn Person A die Aufgaben besser löste als Person B.
Daraus schließen die Forscher: Ob wir jemandem glauben, seine Urteile übernehmen und weiterverbreiten, hängt stark von sozialen Faktoren ab. Menschen, die wir gut kennen - also Freunde, Partner oder Familie - vertrauen wir mehr und von ihnen lassen wir uns eher beeinflussen.
"Wenn es jemand ist, den wir gut kennen, mit dem wir eine lange Geschichte haben und der ein gutes Urteilsvermögen hat, dann hat diese Person mehr Einfluss auf uns."
Und dieser Einfluss geht sogar noch weiter: In einem zweiten Versuch teilten die Forscher die Probanden in Sechser-Teams auf. Der Testablauf blieb der gleiche, doch die Urteile wurden jetzt über mehrere Personen hinweg weitergegeben. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass A nicht nur B beeinflusste, sondern auch C und D - obwohl letztere keinen direkten Kontakt zu A hatten. Die Forscher sagen also, dass unser Einfluss nicht nur bis zu unseren Freunden reicht, sondern auch bis zu deren Freunden. Allerdings: Je weiter sich die eigene Meinung verbreitet, desto schwächer wird der Einfluss.
Je häufiger eine Meinung, desto eher nehmen wir sie an
Ob wir eine Meinung übernehmen, hängt aber auch davon ab, ob wir diese Ansicht von vielen anderen Menschen hören. Dann schließen wir uns nämlich eher dieser Meinung an. Viele Quellen, die zu demselben Urteil kommen: Das erscheint uns glaubwürdig.