Sounddesign bei LebensmittelnKnistern, Knacksen und der Plopp
Chips leise auspacken ist so gut wie unmöglich. Und das hat System. In der Lebensmittelindustrie kümmern sich Sounddesigner darum, wie Knackigkeit oder Frische klingt.
Angelo D'Angelico ist Sounddesigner - für Lebensmittel. Denn wie Chips, Kekse, Schokolade oder Würstchen klingen, das wird längst nicht mehr dem Zufall überlassen.
Der richtige Sound sorgt für ein Öffnungserlebnis
Bei einigen großen Lebensmittelherstellern beschäftigen sich ganze Abteilungen damit, den richtigen Sound für jedes einzelne Produkt zu entwickeln. Und nicht nur beim Essen selbst kommt es auf den richtigen Klang an. Schon der Sound der Verpackung muss stimmen. Wenn ich die Packung aus dem Supermarktregal ziehe, soll ich als Kunde ein "Öffnungserlebnis" haben, erklärt Sounddesigner Angelo D'Angelico.
"Bei vielen Produkten, die eine gewisse Knackigkeit, Frische kommunizieren sollen, versucht man ganz bewusst die Zutaten so miteinander zu vermischen, dass es eben Abbruchgeräusche gibt."
Chipstüten sind immer laut
Es ist also kein Zufall, dass wir Chipstüten nicht leise öffnen können. Und sogar bei denen, die in einer Papprolle daherkommen, gibt es eine Soundstrategie: "Da wurde extrem viel Aufwand damit betrieben, dass es beim Öffnen einen gewissen 'Plopp' erzeugt - das kommuniziert euch jetzt auch die Frische, weil wenn es nicht ploppt, wäre es nicht frisch", erklärt der Sounddesigner.
"Ich muss versuchen, das schon beim Öffnungserlebnis, beim Greiferlebnis im Regal zu kommunizieren. Von daher schaffe ich es, den Kunden gleich in seiner Emotionalität zu befriedigen."
Weil mittlerweile verschiedene Hersteller in denselben Fabriken ihre Produkte fertigen, werden die sich auch immer ähnlicher. Sie dann am Geschmack zu unterscheiden, wird für uns immer schwieriger. Deshalb tüfteln Lebensmittelunternehmen am Klang. Denn was unterschiedlich klingt, das schmeckt dann auch tatsächlich unterschiedlich, sagt Sounddesigner Jan Dietrich.
"Ohne da lange drüber nachzudenken, ordnen sie jedem kleinen Knuspern, jedem kleinen Geräusch in ihrem Mund, eine Konnotation zu."
Eine wichtige Funktion von Verpackungen ist aber auch die Sicherheit. Sie sollen dicht sein und die Frische konservieren. Auch diese Eigenschaften werden über Sounds an Verbraucher kommuniziert.
"Wir Sounddesigner sprechen sogar manchmal davon: Der Sound ist am besten, der einem auffällt, sobald er fehlt."
Beim Babybrei ist früher das Knacken entstanden, weil er heiß in die Gläschen gefüllt und zugeschraubt wurde. Dadurch entstand ein Vakuum. Das gilt aber nicht nur bei Gläsern, die knacken, sondern auch bei Wurst- und Käsepackungen.
"Es gibt viele Behälter, die haben da nochmal eine kleine Knackstelle: Wenn du hier drüber gehst, dann knackt es kurz, und du weißt, es ist wirklich sicher dicht."
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