Songtext-Plattform GeniusDie Musik-Erklärer
Was wollen Kanye West, Bob Marley oder Sia uns eigentlich sagen? Genius weiß es. Auf der Website nehmen User Songlyrics auseinander und manchmal schalten sich die Songwriter direkt ein.
Angefangen hatte 2009 alles mit Rap-Songs, seit letztem Jahr geht es bei Genius auch um andere Stilrichtungen wie Country, Pop und Rock. Dass die Plattform keine Nerd-Nische bedient, beweisen die Zahlen. Auf 30 Millionen Klicks kommt Genius im Monat. Vereinfacht gesagt ist sie so etwas wie die Wikipedia für Musik. Auch bei Genius sorgt die Crowd dafür, dass Wissen neu generiert wird. Unzählige Songlyrics finden sich auf der Seite, mehr als 50 Millionen Interpretationen gibt es bereits dazu.
"Nein Frau, weine nicht"
Ein Klick auf eine Songzeile genügt, schon öffnet sich in der rechten Spalte eine komplette Welt aus Interpretationen, Verlinkungen, Meinungen. Zum Beispiel Bob Marleys "No Woman, No Cry". Eine klare Sache, was es bedeutet, könnte man denken. Aber Sasha Frere-Jones von Genius klärt auf. Vielleicht soll es auch heißen: "Nein, Frau weine nicht."
"Manche Künstler erzählen, was sie mit ihren Texten gemeint haben, andere, wie die Aufnahmen abgelaufen sind und dann gibt es die, die einfach irgendetwas Lustiges erzählen."
Sasha Frere-Jones, zuvor Musik-Kritiker beim New Yorker, verstärkt seit einiger Zeit das Team von Genius und hat vor allem Kontakte zu Musikern mitgebracht. Denn besonders reizvoll wird das Song-Interpretieren, wenn die Stars selbst mitmischen. So schaltete sich Sia bereits ein und bashte auch schon mal mit einem Augenzwinkern ihre eigenen Texte.
Wie immer in der Kunst sind die Schlachten darum, wer was wirklich meinte, theoretisch endlos. Damit das nicht aus dem Ruder läuft, gibt es ein eigenes Bewertungssystem. Außerdem sortieren zwei Redakteure die schlechtesten Kommentare aus, beispielsweise wenn diese in den reinen Gossip abrutschen.
Erst Rap, später die ganze Welt
Langfristiges Ziel der Macher übrigens: Die ganze Welt interpretieren. „Annotate!“, ist ihr Aufruf, sie wünschen sich, dass diese Art etwas anzumerken überall im Netz möglich ist. Schon jetzt kann man neben Musik auch Literatur, Filme, Serien, Sport oder Geschichte bei Genius erörtern.
- Wie genial ist die Idee wirklich? | Ausführliches Porträt im New York Magazine