Die Gründung der freien Gewerkschaft in PolenSolidarność - Solidarität besiegt Arbeiterpartei
1980 wird das Danziger Abkommen unterzeichnet und die freie Gewerkschaft Solidarność gegründet. Das Datum gilt als Anfang vom Ende der kommunistischen Herrschaft in Polen.
31. August 1980: Der Anführer des Streiks der Werftarbeiter auf der Danziger Lenin-Werft, Lech Walesa, unterzeichnet mit einem übergroßen Kugelschreiber das Abkommen von Danzig. Es erlaubt die Gründung einer freien und unabhängigen Gewerkschaft in Polen. Dieser Moment gilt als Anfang vom Ende der kommunistischen Herrschaft in Polen. Auch wenn es wenige Monate später zum Kriegsrecht in Polen kommt, auch wenn viele Gewerkschaftsfunktionäre unter Hausarrest gestellt werden und auch wenn der Unterdrückungsapparat der Polnischen Arbeiterpartei zunächst noch sehr mächtig ist.
In Polen, Ungarn, der DDR und in der ČSSR war es schon früher zu Unruhen und Aufständen gekommen. Die Gründe waren gleich: ein ineffektives Wirtschaftssystem und eine daraus resultierende Mangelwirtschaft, die fehlende Reisefreiheit und die Unterdrückung von Freiheits- und Bürgerrechten. Aber 1953, 1956 und 1968 wurden die Aufstände von den Truppen des Warschauer Paktes blutig niedergeschlagen.
Gründung einer von der Arbeiterpartei unabhängigen Gewerkschaft
Als der Streik auf der Lenin-Werft im Sommer 1980 beginnt, will die polnische Regierung zunächst sogar einigen Forderungen nachkommen. Aber die Gründung einer von der Arbeiterpartei unabhängigen Gewerkschaft legt die Axt an die Wurzel des politischen Systems - nicht nur in Polen, sondern in allen sozialistischen Staaten des damaligen Ostblocks.
Spaltung des europäischen Kontinents ist überwunden
Neun Jahre nach dem Danziger Abkommen und der Gründung von Solidarność ist es soweit: Nach friedlichen Revolutionen 1989 in der DDR und in anderen Staaten des Warschauer Paktes bricht das System der sozialistischen Staatengemeinschaft zusammen. Die Teilung Deutschlands, die Spaltung des europäischen Kontinents und der Kalte Krieg zwischen den Militärblöcken, Nato und Warschauer Pakt, sind überwunden.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der damalige WDR-Hörfunkkorrespondent Reinhold Vetter erinnert sich an Lech Walesa und die Tage des Umbruchs in Polen.
- Der Journalist Joachim Jauer war viele Jahre für das ZDF in Warschau und beschreibt das Jahrzehnt, in dem die Gewerkschaft zwar unter Kriegsrechte nicht offiziell agieren konnte, die polnische Politik aber trotzdem mitbestimmte.
- Der ehemalige polnische Botschafter in Deutschland, Janusz Reiter, erläutert die Bedeutung von Solidarność für das moderne Polen.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld schildert die Aufstände in Polen und Ungarn, die 1956 von den Truppen des Warschauer Paktes blutig niedergeschlagen wurden.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporter Arne Hell erzählt wie Mitte Juli 1980 in Warschau die Streiks begannen.