BelohnungssystemWenn wir uns auf Social Media verhalten wie Laborratten
Bekommen wir in den sozialen Netzwerken viele Likes für einen Post, hat das einen ähnlichen Effekt auf uns wie Leckerlis auf Laborratten: Wir wollen mehr. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie zum Belohnungsverhalten eines internationalen Forschungsteams.
Wie lernen wir etwas? Um diese Frage zu beantworten, beobachten Forschende oft das Verhalten von ihren Versuchstieren wie Ratten. Es zeigt sich: Ratten lernen sehr gut, wenn sie belohnt werden. Drücken sie beispielsweise einen Hebel und kommen dadurch an Futter, merken sich die Ratten diesen Mechanismus. Vielmehr drücken sie immer weiter den Hebel, um mit noch mehr Essen belohnt zu werden.
Das Verhalten der Laborratten diente Forschenden der Universität Amsterdam, dem Karolinska-Institut in Schweden und der Boston University als Ausgangsthese für ihre Studie. Sie nahmen an, dass Menschen schneller wieder etwas auf Social Media posten, wenn sie zuvor viele Likes für ihr Foto oder Video bekommen haben.
Jedes Like ein Leckerli
Dafür haben sie das Postingverhalten von 4.000 Menschen – also mehr als eine Million Posts – in diversen sozialen Netzwerken und Plattformen analysiert. Zusätzlich haben die Forschenden mit 176 Teilnehmenden ein Verhaltensexperiment durchgeführt.
Das Ergebnis: Die These der Forschenden hat sich bestätigt. Ähnlich wie die Laborratten handeln Menschen nach den Regeln des Belohnungslernens, wenn sie bei Instagram und Co. unterwegs sind. "Je mehr Zustimmung wir dann virtuell bekommen, desto schneller posten wir wieder", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne Preger. Was auch dafür sorgt, dass wir mehr Zeit auf den Plattformen verbringen.
Süchtig nach Belohnung
Und das macht wiederum deutlich, warum Social Media abhängig oder süchtig machen kann. Liken wir Posts oder bekommen selbst Likes, werden im Gehirn die gleichen Belohnungszentren aktiviert wie für Essen, Sex oder Geld. Das haben Forschende der Freien Universität Berlin schon 2013 in einer Studie mit 30 Teilnehmenden gezeigt. Dabei haben sie die Gehirnaktivität der Probanden mittels MRT untersucht.
"Liken, gelikt werden und Aktivität lässt die gleichen Belohnungszentren im Gehirn aktiv sein wie leckeres Essen, Sex oder Geld."
Hilfe holen
Hinweise für ein Suchtverhalten können etwa sein, dass der Alltag durch die Zeit auf Social Media negativ beeinflusst wird. Auch das Gefühl des Kontrollverlusts über sein eigenes Verhalten in Hinblick auf die sozialen Netzwerke kann ein Anzeichen für eine Abhängigkeit sein. Hilfe geben in so einem Fall Suchtberatungsstellen speziell auch für Onlinesucht.