Psychologin analysiert UmfragenDiese Strategien würden uns durch den Lockdown helfen

Mehr und mehr ermüden uns die Corona-Maßnahmen, immer weniger Menschen wollen sich daran halten. Dabei geht es aber nicht nur um Lust, sondern tatsächlich um Belastung. Vor allem die unter 30-Jährige spüren das, sagt die Professorin für Gesundheitskommunikation Cornelia Betsch, die Umfragen zu dem Thema analysiert. Sie erklärt, was sich die Menschen wünschen und was die Politik besser machen könnte.

59 Prozent der Unter-40-Jährigen empfinden die aktuellen Corona-Maßnahmen als sehr stark oder stark belastend. Das geht aus dem aktuellen ARD-Deutschlandtrend hervor. Das ist ein absoluter Höchststand, erklärt Cornelia Betsch, Psychologin und Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt.

Sie hat das Projekt Covid-19 Snapshot Monitoring (COSMO) initiiert, in dem Menschen zur Corona-Krise befragt werden. Ein Grund für die derzeit mangelnde Akzeptanz der Maßnahmen ist, dass der Lockdown seit Monaten nicht nur verlängert, sondern sogar verschärft wurde, sagt die Psychologin. Insbesondere die Jüngeren würden sich daher eine Strategie wünschen, die auch Entlastungen vorsieht.

Der Wunsch nach nachvollziehbaren Strategien

Konkret könnte das so aussehen: Die Menschen wissen, dass der Lockdown endet, wenn eine bestimmte Zahl erreicht ist – zum Beispiel eine Inzidenz von 50. Das gebe erstens Planbarkeit und motiviere zweitens durchzuhalten. Oder aber man wüsste, dass es eine Art Stufenplan gibt, bei welchen Fallzahlen welche Maßnahmen greifen.

"Wer nicht weiß, dass sich das Virus über Aerosole verbreitet, dem fällt es schwerer zu verstehen, warum es so wichtig ist, eine Maske zu tragen und Abstand zu halten."
Cornelia Betsch, Initiatorin des Projekts Covid-19 Snapshot Monitoring (COSMO)

Das Verstehen des Virus führt zu mehr Verständnis bei den Menschen

Aus den Befragungen geht laut Cornelia Betsch auch klar hervor, dass Menschen sich besser an Regeln halten, wenn sie sie verstehen. Das Wissen um die Impfung nennt sie als Positivbeispiel. Was viele aber immer noch nicht wüssten, ist, wie das Corona-Virus übertragen wird, nämlich über Aerosole. Als "nicht positiv" empfinden die Befragten außerdem Abweichungen zwischen den Bundesländern.

"Den Befragten geht es nicht darum, dass alles in allen Bundesländern gleich funktioniert, sondern dass es Regeln gibt, die überall gelten. Je nach Fallzahlen sollten dann bestimmte Maßnahmen gelten."
Psychologin Cornelia Betsch berät auch die Bundesregierung

Cornelia Betsch, die auf Grundlage ihrer Analyseergebnisse auch die Bundesregierung berät, ist überzeugt, dass die Verantwortlichen sich Gedanken darüber machen sollten, wie man die Menschen erreicht. Dazu gehöre auch, geeignete Medien zu finden.