Kampf gegen Armut und KrankheitenSo arbeitet die Bill und Melinda Gates Foundation
Nach dem Ausbruch des neuartigen Corona-Virus hat sich die Bill und Melinda Gates Foundation sehr schnell damit beschäftigt, erste Hilfsprogramme und Forschungen einzuleiten. Wir stellen die Stiftung und ihre Ziele genauer vor.
Die Bill und Melinda Gates Foundation arbeitet seit 1994 mit ihren mittlerweile über 1000 Mitarbeitern daran, die Bildung von ärmeren Schülern und Studenten der USA zu fördern und weltweit Krankheiten und Armut zu bekämpfen.
So haben sie sich auch sehr schnell nach dem Ausbruch des Corona-Virus engagiert, das Virus zu bekämpfen und einen Impfstoff dagegen zu finden. Viele Verschwörungstheoretiker werfen ihnen nun vor, dass Bill und Melinda Gates Covid-19 nur als Vorwand nutzen würden, um ihre weltweite Macht auszubauen. Wissenschaftsjournalist Volkart Wildermuth hat für uns die Arbeit und Wirkung der Stiftung eingeordnet.
Gesundheitsbudget übersteigt das vieler Länder
Die Bill und Melinda Gates Foundation mit Sitz in Seattle ist die reichste private Stiftung der Welt. Wohl auch, weil Bill Gates viele Jahre lang der reichste Mann der Welt war und heute immer noch auf Platz zwei steht. Das Stiftungsvermögen, rund 46,7 Milliarden Dollar, stammt aus den Gewinnen von Microsoft. Denn Bill Gates hat ungefähr ein Drittel seines gesamten Geldes und das seiner Frau in die Stiftung investiert.
Diese 46,7 Milliarden Dollar werden investiert und aus den Erträgen, die jährlich zwischen zwei und fünf Milliarden Dollar liegen, werden die Projekte der Stiftung gefördert. Das seien ganz klar Summen, die das Gesundheitsbudget vieler Länder übertreffe, sagt Volkart Wildermuth.
"Das sind Summen, die das Gesundheitsbudget vieler Länder übertreffen."
Ein kleiner Teil des Geldes fließe dann in die Bildungsförderung der USA. Beispielsweise werden Stipendien für Elite Universitäten vergeben, auch gezielt an afroamerikanische Studierende.
Hauptziel: Bekämpfung von Armut und Krankheiten
International ist das Wirken der Stiftung jedoch deutlich größer. Im Kampf gegen die Armut fördert sie landwirtschaftliche Projekte in armen Ländern, wie zum Beispiel das International Rice Research Institute auf den Philippinen oder die Allianz für eine grüne Revolution in Afrika. Um die Hygiene in armen Ländern zu fördern, rief die Stiftung einen hoch dotierten Wettbewerb zur Neuerfindung der Toilette aus.
Große Unterstützung der WHO
Am größten ist das Engagement jedoch bei der Förderung der internationalen Gesundheit. Nachdem Trump die finanzielle Unterstützung für die Weltgesundheitsorganisation vor Kurzem einstellte, könnte die Bill und Melinda Gates Foundation bald der größte Geldgeber der WHO werden, vermutet Volkart Wildermuth. Das Geld fließe nicht in den allgemeinen Haushalt der WHO, sondern ganz gezielt in Projekte wie beispielsweise die Ausrottung der Kinderlähmung.
Sie ist außerdem an der internationalen Impfallianz Gavi und an der Bekämpfung von HIV, Malaria oder Tuberkulose beteiligt. Man komme also im Bezug auf die internationale Gesundheit nicht an der Stiftung vorbei.
"Wenn es um die internationale Gesundheit geht, kommt man an der Bill und Melinda Gates Foundation nicht vorbei."
Forschungen zu Impfstoff gegen Covid-19
Im Kampf gegen das Corona-Virus ist die Stiftung hauptsächlich mit CEPI, der von ihr gegründeten Koalition für Innovationen zur Vorbereitung auf Pandemien, engagiert. Beispielsweise unterstützt sie das Tübinger Unternehmen CureVac, das sehr schnell acht Impfstoffprojekte angestoßen hatte. Auch für Afrika habe die Stiftung sehr schnell und unkompliziert Schutzmaterialien und Tests finanziert, erzählt Volkart Wildermuth.
Zwei Kritikpunkte sind berechtigt
Dennoch gibt es laut Volkart Wildermuth zwei berechtigte Kritikpunkte an der Stiftung:
Erstens: Die Stiftung stecke ihr Vermögen teilweise auch in Aktien von Unternehmen, die ihrerseits in der Kritik stehen, wie beispielsweise Walmart, eine große Handelskette in den USA. Von Aktien einiger Ölfirmen habe sich die Bill und Melinda Gates Foundation bereits getrennt, vielen Kritikern gehe das aber nicht weit genug, erklärt Volkart Wildermuth.
Zweitens kritisieren viele, dass die Foundation mittlerweile zu viel Macht habe und somit bestimme, in welche Richtung die internationalen Gesundheitsanstrengungen gingen. Das sei eigentlich eine Sache von demokratisch gewählten Regierungen, die sich jedoch zurückgezogen haben, nachdem die Stiftung so viel Arbeit auf diesem Gebiet geleistet hatte.
Dass sich Regierungen aus diesem Gebiet zurückgezogen haben, könne man jedoch Bill und Melinda Gates nicht vorwerfen, sagt Volkart Wildermuth.
Hinweis der Redaktion: Unser Gesprächspartner Wissenschaftsjournalist Volkart Wildermuth erhielt ein Recherchestipendium für eine Sendung zu Tuberkulose vom European Journalism Center, das wiederum von der Bill und Melinda Gates Foundation unterstützt wird. Inhaltlich konnte Volkart Wildermuth nach eigener Aussage aber keinen Einfluss der Stiftung auf sein Projekt wahrnehmen.