SkincareWas wir wirklich für unsere Haut brauchen
Die einen benutzen Wasser und Seife, die anderen haben ein ausgeklügeltes System mit verschiedensten Produkten für ihre tägliche Gesichtspflege entwickelt. Auf Instagram und Youtube wimmelt es von angeblichen Wundermitteln, Skincare-Trends und vielen Mythen. Was unsere Haut wirklich braucht, erklärt Leon von xskincare.
Leon studiert Biologie, entwickelt eigene Hautpflegeprodukte und erklärt auf seinem Instagram-Kanal, welche Wirkstoffe unserer Haut tatsächlich gut tun und welche Werbeversprechen heiße Luft sind. Wichtig ist ihm dabei: Ein Biologiestudent ist zwar noch kein Hautpflegespezialist – aber er kann Studien über Wirkstoffe korrekt auslegen.
"Es gibt Mythen ohne Ende: Entweder, weil die Informationen aktiv falsch dargestellt werden oder weil Studien falsch ausgelegt werden. Dann geht von einem unproblematischen Stoff innerhalb von zwei Stunden ein hohes Krebsrisiko aus."
Leon hatte viele Jahre lang selbst mit Hautproblemen zu kämpfen. Dermatologische Beratungen haben nicht viel geändert. Deshalb hat der Student selbst recherchiert – und herausgefunden, was für seine Haut funktioniert.
Er weiß außerdem: Im Netz klickt Panik und Drama besonders gut. Auch deshalb kursieren so viele Falschinformationen. Doch auch das Gegenteil funktioniert. So kann schnell ein Hype um einen Wirkstoff entstehen, dessen Wirksamkeit gar nicht nachweisbar ist. So zum Beispiel Bakuchiol, sagt Leon. Der Wirkstoff werde in den Himmel gelobt, doch es gebe nur eine Studie, die die Wirksamkeit bestätigt – und die sei vom Rohstofflieferanten finanziert.
Skincare hat Grenzen
Die Industrie schafft es aber immer wieder, bestimmte Wirkstoffe in das Licht der Aufmerksamkeit zu rücken, sagt Leon. Dass es sich dabei tatsächlich um Wundermittel handelt, sei unmöglich. Leon macht auch deutlich: Skincare hat Grenzen. Hautkrankheiten können nicht weggecremt werden. Dabei ist eine ärztliche Diagnose und Behandlung unerlässlich.
Gerade was die Diagnostik angeht, warnt der Hautspezialist vor Selbstdiagnosen. Schnell werde so aus einem einfachen Pickel eine Akne.
"Für meine Skincare brauche ich nicht länger als zum Zähneputzen. Aber trotzdem ist es für mich auch Selfcare, weil ich mich danach gut fühle."
Für den Biologiestudenten ist Hautpflege auch Selfcare. Eine Gesichtsmaske entspannt nicht nur seine Haut, sondern auch ihn selbst. Von stundenlangen Hautpflege-Sessions hält er allerdings trotzdem eher wenig.
Leon hält sich an folgende Basics:
- Gesicht abends reinigen. Wer zu unreiner Haut neigt, sollte überlegen, auch morgens das Gesicht sanft zu reinigen, sagt Leon. Bei weniger anfälligen Hauttypen reicht abends.
- Feuchtigkeitspflege oder Serum auftragen.
- Täglich eine Gesichtscreme mit Lichtschutzfaktor oder Sonnencreme verwenden. UV-Strahlen sind extrem schädlich und Hautkrebs eine Realität, vor der wir unsere Haut so gut wie möglich schützen sollten, sagt der Biologe.
"Wenn ich mir zehn unterschiedliche Gewichtswässerchen auftrage, dann mache ich das für mich und meinen Wellnesseffekt. Meine Haut braucht das natürlich nicht."
Auch für Illy ist die Pflege ihrer Haut eine Form von Selfcare. Die Schülerin hat jahrelang unter Akne gelitten. An manchen Tagen hat sie morgens und abends weinend vor dem Spiegel gestanden und den Anblick der roten Flecken und Pusteln in ihrem Gesicht kaum ertragen, erzählt sie.
Ihr Selbstwertgefühl hat stark darunter gelitten: Teilweise hat sie sich in der Schule krankgemeldet, weil sie das Haus so nicht verlassen wollte. Über die Maskenpflicht während der Pandemie war sie sogar froh – denn so konnte sie den Großteil ihres Gesichts verbergen.
Im August 2019 sieht sie auf Youtube das Video von Hatice Schmidt und Leon von xskincare und beschäftigt sich intensiv mit Hautpflege. Sie macht sich auf die Suche nach den Produkten und der Routine, die ihr helfen. Nach zwei Jahren Recherche hat sie ihre Akne im Griff – und auch ein neues Selbstwertgefühl entwickelt.