Sitzflächen in Bussen und BahnenMikrobiologe: "Ein ganzer Zoo an Mikroorganismen"
Es wird wärmer, wir tragen wieder kurze Hosen oder Röcke. Und dann nehmen wir Platz in der U-Bahn oder im Bus. Auf den Sitzen sammeln sich viele Mikroorganismen, so der Mikrobiologe Dirk Bockmühl. Müssen wir uns ekeln?
Es gibt immer wieder Studien, die zeigen, dass sich auf Sitzen und anderen Oberflächen in Bussen und Bahnen sehr viele Mikroorganismen tummeln – sogar Fäkalkeime, sagt der Mikrobiologe Dirk Bockmühl.
"Da findet man immer was, eigentlich immer den ganzen Zoo an Mikroorganismen, einschließlich der Fäkalkeime. Das heißt, steril sind diese Oberflächen natürlich nicht."
Dabei kann es durchaus einen Unterschied machen, ob der Sitz mit Stoff bezogen ist oder nicht.
Mikroorganismen: Stoffbezug schlägt glatte Oberflächen
Beim Infektionsrisiko geht es vor allem um die Kontaktfläche, sagt der Mikrobiologe. Hier seien Textilien tatsächlich gar nicht so schlecht – auch wenn es Sachen gibt, die man dort nicht so gut herausbekäme. Prädestinierter für Keime seien glatte Oberflächen, pauschalisieren lasse sich das aber nicht.
"Generell geht es beim Infektionsrisiko um die Kontaktfläche. Das heißt, wie viele Möglichkeiten habe ich denn wirklich, damit in Kontakt zu treten. Und da sind Textilien tatsächlich gar nicht so schlecht."
Die gute Nachricht: Busse und Bahnen werden regelmäßig gereinigt. Bei den Kölner Verkehrsbetrieben zum Beispiel praktisch täglich. Laut Unternehmen werden dabei nicht nur die Fußböden, sondern auch die Sitze sauber gemacht. Auch in Berlin wird jede S-Bahn nächtlich gereinigt, wie auf der Webseite zu lesen ist. Alle 14 Tage gebe es eine Intensivreinigung und vierteljährlich eine komplette Grundreinigung.
Infektionen: Die Haut ist eine sehr gute Barriere
Viel wichtiger aber ist: Nur weil auf den Sitzen Dinge kleben, müssen wir uns nicht ekeln oder gar fürchten. Unsere Haut bildet nämlich eine sehr gute Barriere, so der Mikrobiologe. Das gelte beispielsweise auch für Keime auf Toilettensitzen, die uns bei gesunder Haut kaum etwas anhaben könnten.
"Die meisten Infektionen passieren über die Schleimhäute. Das heißt, ich habe Bakterien oder Viren an den Händen, und dann reibe ich mir damit in die Augen oder pule mir in den Zähnen."
Viel mehr sollten wir daher Acht geben, wenn wir Haltegriffe oder Armlehnen in Bus oder Bahn anfassen. Neben Aerosolen in der Luft passierten die meisten Infektionen mit Bakterien oder Viren nämlich über unsere Schleimhäute – wenn wir uns mit schmutzigen Händen die Augen reiben oder in den Zähnen pulen, meint der Mikrobiologie.