SituationshipIrgendwo zwischen Freundschaft Plus und was Festem
Eine Situationship klingt nach Beziehung, ist aber keine. Denn die Verbindlichkeit fällt weg. Geliebt wird im Jetzt und ohne Commitment. Für manche nimmt das den Druck beim Dating raus.
Wenn Begriffe wie "Beziehung" und "Zukunft" eher tabu sind, man sich nur unverbindlich trifft und keine Liebesschwüre braucht, dann befindet man sich vielleicht als Paar in einem Status, den man Situationship nennt.
Der Begriff Situationship setzt sich aus den englischen Wörtern "situation" und "relationship" zusammen. Er meint eine Beziehungsform, die irgendwo in der Mitte liegt: Es ist mehr als Freundschaft Plus, aber eben auch nichts Festes.
Geliebt wird jetzt – nicht für die Zukunft
Die Situationship ist auf den gegenwärtigen Moment gerichtet – was danach kommt, interessiert nicht. Sie kann alle Aspekte einer Partnerschaft abdecken wie Austausch, Sex und Vertrauen, klammert dabei allerdings Formen der Verbindlichkeit aus.
So ungefähr beschreibt auch Mika eine Situationship. Mika hat diese Beziehungsform zwei Jahre lang gelebt: "Man muss nicht darüber nachdenken, was noch auf einen zukommt oder in welche Richtung es sich entwickelt, sondern man lässt es passieren. Solange es sich gut anfühlt, fühlt es sich gut an."
"Wenn man in einer Situationship ist, geht man alles lockerer an. Man hat sich nicht exklusiv und kann nebenbei noch daten."
Im Moment zu leben, ohne sich zu fragen, in welche Richtung das Ganze geht, nimmt für Mika den Druck beim Daten raus. Damit geht es Mika wie vielen anderen in der Generation Z. Also denjenigen, die um die Jahrtausendwende geboren wurden.
Die Generation Z liebt lieber unverbindlich
Die US-Soziologin Lisa Wade von der Tulane-Universität beobachtet, dass viele Menschen dieser Generation nur ungern ihre Beziehung definieren. Gerade in unsicheren Zeiten, die durch die Pandemie, die Klimakrise, die Inflation und Kriege geprägt sind, so die Soziologin.
Jasmin zum Beispiel betrachtet es schon als Bekenntnis, dass sie sich überhaupt auf jemanden einlässt. Für sie kommt es in einer Situationship besonders auf eine offene, ehrliche Kommunikation an.
Die eigenen Bedürfnisse ehrlich einschätzen
Kompliziert kann es allerdings werden, wenn jemand doch ein bisschen mehr Commitment braucht.
"Da kann ich wirklich nur jedem raten, egal in welcher Beziehung man sich befindet, kurz inne zu halten und sich ganz cool und nüchtern zu fragen, stimmt das hier für mich?"
In einem solchen Fall sollte man in sich gehen und sich ehrlich fragen, ob die eigenen Bedürfnisse nach Nähe und Bindung erfüllt werden, sagt die Heilpraktikerin für Psychotherapie Martina Möbius-Bussmeyer. Dann für manche sei es auch belastend, eine Beziehung in der Schwebe zu führen.