Sinti und RomaWenn wir ein Leben lang Ausgrenzung erfahren
Angelina ist Sintiza und Melissa ist Romni. In der Schule, beim Arzt und auf Behörden: Beide haben Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht – mit Engagement auch. Hier beschreiben sie ihren Weg.
Angelinas Mutter ist Sintiza, ihr Vater ist Deutscher. Also hat Angelina auch die Sprache der Sinti und ihre Sitten erlernt. "Ich habe natürlich nur die Hälfte mitbekommen, aber bin eben in der Kultur aufgewachsen", sagt sie.
Vorurteile machen ihr den Umgang mit ihrer Herkunft schwer. In der Schule ist sie gemoppt und zur Außenseiterin gemacht worden. Ihr ist klar, dass ein Teil der Vorurteile gegenüber den Sinti und Roma in Deutschland durch die NS-Zeit geprägt worden sind. Auch Sinti und Roma sind während der NS-Diktatur ausgegrenzt, verfolgt und umgebracht worden.
Diskriminierung in der Schulzeit
Ihr Selbstbewusstsein und ihr Selbstwertgefühl haben während der Schulzeit unter der Ausgrenzung gelitten. Sie sagt: "Die Kinder haben natürlich von ihren Eltern gelernt: Okay, mit der Angelina spielt ihr lieber nicht." Sie erinnert sich an die Auseinandersetzung mit einem Mitschüler, der sie in der Schulmensa provoziert hat. Dass es Schweineschnitzel mit Paprikasauce gab, nutzte er, um Angelina zu beleidigen. Sie hat sich gewehrt.
"Ich habe meine Amtszeit genutzt, um auf den Antiziganismus und die Diskriminierung aufmerksam zu machen, die immer noch herrscht."
Trotz der schwierigen Schulerfahrungen hat sich Angelina ein Studium zugetraut -- auch wegen der guten familiären Unterstützung. Sie hat Ernährungswissenschaft studiert und ist heute Winzerin. Im Jahr 2019/2020 war sie deutsche Weinkönigin. Das ist eine Wahl der Fachfrauen, keine Schönheitswahl, wie sie betont.
Weinkönigin und Sintiza
Sie hat ihr Amt genutzt, um auf den gesellschaftlichen Antiziganismus und die Diskriminierung der Sinti und Roma aufmerksam zu machen. Sie hat viel zu tun, denn es reicht zu erwähnen, dass sie Sintinza ist und schon muss sie erklären, erklären und erklären und den Menschen klarmachen, dass das Bild, das sie vielleicht im Kopf haben, nicht der Realität entspricht.
Melissas Vater ist Rom aus Mazedonien. Sie engagiert sich besonders deswegen gegen Diskriminierung und unterschwelligen Rassismus, weil sie der nachkommenden Generation ihre eigene Erfahrung damit ersparen möchte. Melissa hofft, dass der Gruppe der Sinti und Roma ein bisschen Platz in den Lehrplänen an Schulen eingeräumt wird.
Mehr Schüler*innen und Lehrer*innen könnten dann dazu beitragen, dass Sinti und Roma komplett anders an der Schule teilnehmen. Außerdem wünscht sie sich, dass Polizeibeamt*innen Sinti und Roma nicht nur aufgrund ihres Äußeren anhalten und kontrollieren.
"Ich wünsche mir, dass im Lehrplan auch die anderen Opfergruppen im Holocaust benannt werden, die anderen Communities."