Sinnreiche AuktionenEvas Unterhose
Das britische Auktionshaus Philip Serrell hat kürzlich die blassrosa Unterhose Eva Brauns versteigert. Samt eingestickten Initialen. Das Startgebot lag bei 450 Pfund (rund 500 Euro), am Ende war Eva Brauns Schlüpfer einem Bieter 3500 Pfund wert. Welche Motivationen haben Menschen, so etwas zu ersteigern?
Stefan Koldehoff, Kulturredakteur, versteht genauso wenig wie viele andere, warum man Eva Brauns Unterhose, oder die von Hermann Göring ersteigern sollte. Dessen Seidenunterhose wurde im Juni 2016 in München versteigert. Passend dazu gab es Führer-Socken oder ein Stück von dem Strick, an dem Naziverbrecher nach den Nürnberger Prozessen aufgehängt worden sind.
"Was die Leute damit machen, die so was kaufen, möchte ich mir lieber gar nicht vorstellen."
Ein Fahnder, der in den USA nach NS-Raubkunst sucht, werde gelegentlich zu Familien nach Hause eingeladen, berichtet Stefan Koldehoff. Das Abendessen wird dann schon mal angerichtet auf Tellern aus Meißner-Porzellan mit dem Wappen der Reichskanzlei. Gegessen wurde mit Besteck mit Hakenkreuz-Monogramm. Später am Abend wurde dann auch das Outfit gewechselt…
"Die Dame des Hauses tauchte in einem türkisfarbenen Seidenkleid auf und erzählte stolz, dass das mal Eva Braun gehörte."
Wie auch immer: In den USA, England und auch Deutschland scheint es einen großen Sammlermarkt für vergleichbare Exponate zu geben. Vor einigen Monaten ist ein riesiges unterirdisches Lager mit NS-Material in Kiel entdeckt worden, mit Hakenkreuz-Fahnen und einem kompletten Panzer mit NS-Logo.
Für manche Exponate benötigt man einen Nachweis, dass sie wissenschaftlich verwendet werden. Bei Eva Brauns Unterhose ist das aber wohl eher nicht nötig.
"Man darf keine Symbole verfassungsfeindlicher Organisationen verbreiten."
Wenn man aber ein wissenschaftliches Interesse nachweist - das kann in manchen Fällen auch das Privatmuseum im Keller sein - dann reicht das manchmal schon, sagt Koldehoff. Da seien die Gesetze sehr schwammig.
Wo kommt die Unterhose her?
Es ist kein Zufall, dass viele dieser Nazi-Gegenstände in den USA auftauchen: Viele "Andenken" wurden per Feldpost von den US-Soldaten nach Hause geschickt: Teller, Besteck, Unterhosen. Ihre Kinder hätten sich wohl nicht getraut, die Väter auf ihre Sammelleidenschaft anzusprechen. Doch die Enkelgeneration der amerikanischen Soldaten komme jetzt langsam in ein Alter, in dem man sich Gedanken mache.
"Die Enkel sagen: Da wollen wir nichts mehr mit zu tun haben. Aber wegschmeißen und verbrennen wollen wir es auch nicht."
Die Nachkommen habe aber kein Problem damit, mit den fragwürdigen Andenken Geld zu machen und so landen sie dann oft als Exponate bei Auktionshäusern. Die meisten solcher Gegenstände wechselten aber heimlich den Besitzer - in einer Art Darknet. Dass so etwas öffentlich geschehe - wie jetzt im Fall der Unterhose von Eva Braun - sei die Ausnahme. Neben dem Schlüpfer wurden bei der Auktion übrigens noch ein Lippenstift, zwei Schminkkästchen und ein Ring von Eva Braun versteigert.