Covid-19 und ImmunisierungPsychologin zu sinkendem Impftempo: "Praktische Barrieren abbauen"
Die Impfbereitschaft ist schon noch da, nur die Umsetzung dauert, sagt die Psychologin Cornelia Betsch. Information und Ort des Impfangebots können das beeinflussen.
Über 45 Prozent der deutschen Bevölkerung sind inzwischen vollständig gegen Covid-19 geimpft (Stand 16.07.2021). Das Tempo hat allerdings bereits nachgelassen, eine gewisse Impfmüdigkeit zeigt sich. Sie zeichnete sich bereits Ende Juni 2021 in der Cosmo-Studie der Universität Erfurt ab.
Die Psychologin Cornelia Betsch ist spezialisiert auf Gesundheitskommunikation. Regelmäßig konzipiert, begleitet und analysiert sie Befragungen zur Impfbereitschaft. Sie ist Leiterin der Cosmo-Studie, die von der Universität Erfurt erstellt wird. Ziel ist auch zu ermitteln, wie Impfangebote attraktiver werden können und gezielt Ungeimpfte erreicht werden können.
Langsame Umsetzung
Sie sagt: "Wir können nicht von einer abnehmenden Impfbereitschaft reden. Eher vielleicht von einer langsameren Umsetzung." Es gehe gerade darum den Willen auch in eine Impfung umzuwandeln. Nur mit einem hohen Impftempo lasse sich die möglicherweise anstehende Infektionswelle im Herbst oder im Winter brechen, sagt sie mit Verweis auf Zahlen des Robert Koch-Instituts.
"Wir brauchen ein sehr hohes Impftempo, damit wir diese Welle im Herbst oder im Winter brechen können."
Insgesamt geht die Psychologin davon aus, dass grundsätzlich 83 Prozent der Bevölkerung zu einer Impfung gegen Covid-19 bereit sind. Sie sagt: "Die Impfbereitschaft ist so: Wir kommen auf 83 Prozent, die wir erreichen können. Nur das Impftempo geht gerade etwas runter."
Voraussetzung für eine Impfung sei das Vertrauen in die Sicherheit der Impfung, das sei aus Befragungen inzwischen klar hervorgegangen. Um das Impftempo zu erhöhen, empfiehlt sie, nun praktische Barrieren abzubauen.
Zögerliche brauchen Informationen
Dazu gehören Impfangebote an verschiedenen Orten: am Arbeitsplatz, an Universitäten, in Schulen, in Apotheken. Bereits einmal Geimpfte wären da ziemlich wahllos. "Die würden sich auch im Supermarkt oder auf dem Marktplatz impfen lassen", sagt die Psychologin.
"Leute, die schon eine Impfung bekommen haben, finden das besonders toll, wenn sie woanders ihre zweite haben können."
Zögernde Menschen bräuchten neben diesen leicht zugänglichen Orten zum Impfen auch ein besseres Informationsangebot. Manche wollten sich beispielsweise nicht auf der Webseite der Bundesregierung informieren, sondern unmittelbar im sozialen Umfeld. Was die Wirksamkeit von Geldanreizen angeht, ist Cornelia Betsch eher skeptisch. "Geldanreize müssen relativ hoch sein", sei ein Ergebnis ihrer Befragungen.