SilberfreundschaftWenn unsere Friends über 70 sind
Was bereichert Freundschaften? Unterschiedliche Erfahrungen! Deswegen verbringen Julian und Luisa auch gerne Zeit mit Senioren. Sie finden in diesen Freundschaften viel Verlässlichkeit und Verständnis.
Silberfreunde nennt Luisa ihre Freund*innen, die doch erheblich älter sind als sie selbst – in den 70er, 80er und 90er Jahren. Mit manchen von ihnen ist Luisa über ihr eigenes Instaprojekt in Kontakt gekommen. Sie hält ihn weiterhin aufrecht, oft übers Festnetz und muss sich dabei auf ein großes Ausmaß an Verbindlichkeit in diesen Freundschaften einstellen. Im Ergebnis entstehe ein wirklicher Dialog, ein Austausch über die Generationengrenzen hinweg, sagt Luisa.
"Mit meinen Silberfreunden läuft wirklich alles übers Telefon, also auch tatsächlich nur übers Haustelefon."
Eine schnelle Absage am Tag der Verabredung über Whatsapp? Das geht mit ihren Silberfreunden nicht. Doch Langeweile kommt in diesen Freundschaften deswegen keine auf. Mit ihrer Mode-Freundin geht sie gemeinsam die Garderobe durch, mit Franz-Josef telefoniert Luisa, geht mit ihm spazieren und zum Kaffeetrinken.
Luisa schätzt die Menschen dieser anderen Generation, weil sie so geradlinig, aufrichtig und auch so zuverlässig sind und eben wirklich unfassbar fürsorglich, wie sie bemerkt hat. Diese besonderen Freundschaften helfen Luisa mit Rückschlägen umzugehen. Umgekehrt bekommen ihre Silberfreund*innen durch Luisa mit, was draußen passiert und was auch gerade bei jüngeren Menschen angesagt ist.
Zeit mit Senior*innen
Auch Julian pflegt engere Kontakte zu deutlich älteren Menschen – ehrenamtlich. Er selbst ist 24 Jahre alt und studiert Jura. Er hat sich von der Freiwilligenagentur in Halle mit Senioren und Seniorinnen in Verbindung bringen lassen, um mit ihnen Zeit zu verbringen.
Julian wollte sich an seinem Studienort gezielt sozial engagieren und hat dann von seiner Mutter von einer Freiwilligenagentur erfahren, die ältere und jüngere Menschen zusammenbringt. Heute verbinden sich so für ihn Freundschaften, Bekanntschaften und soziales Engagement.
"Ich fand das eine schöne Möglichkeit, aus dem eigenen Alltag auszubrechen und neue Perspektiven und neue Leute kennenzulernen."
Nach seiner Erfahrung kann sich nach dem recht institutionalisierten Kennenlernen über die Agentur mit der Zeit eine freundschaftliche Beziehung entwickeln, wie zu gleichaltrigen Menschen eben auch. Auch wenn Krankheiten und das Lebensende mit Älteren häufiger Thema sind, merke man, wie die Personen aufblühen, berichtet Julian.
Wenn ein Museumsbesuch zur Reise wird
Er selbst erfährt im Gegenzug von Problemen und Perspektiven, die er zuvor nicht auf dem Schirm hatte. Von dem Aufwand der Wegeplanung für einen Museumsbesuch zum Beispiel.
"Je länger diese Besucher oder die Freundschaft andauert, desto weniger bestehen Unterschiede oder desto mehr gleicht es sich eigentlich an, zu einer ganz normalen Freundschaft."
Hinweis: Unser Bild zeigt weder unsere Protagonistin noch eine ihrer Freundinnen.