SicherheitWie eine Brückenkontrolle abläuft
Am 14. August 2018 stürzte die Morandi-Brücke in Genua plötzlich in die Tiefe. Ein solcher Brückeneinsturz sei laut Experten in Deutschland nicht möglich, weil Brückenprüfer diese konstant auf Mängel prüfen.
Spätestens alle sechs Jahre kommt es zu einer sogenannten Brückenhauptprüfung. Auf dem Prüfplan stehen dann die unterschiedlichsten Teile des gesamten Bauwerks. Für die Kontrolleure bedeute das viel bürokratische Arbeit, meint Markus Hamme vom Landesbetrieb Straßenbau NRW. Nur so können sie die aktuelle Situation der Brücken überblicken. In Nordrhein-Westfalen gibt es beispielsweise mehr als zehntausend.
"Brückenprüfung ist immer noch sehr viel Handarbeit."
Bei der Brückenprüfung ist aber auch der Faktor Mensch entscheidend, denn vieles passiert noch analog – über Haptik und Klang. Ein bedeutendes Werkzeug des Prüfers ist daher der Hammer. Der hilft, um alle Oberflächen von Betonbrücken abzuklopfen und Unregelmäßigkeiten, Hohlstellen und lose Betonbestandteile ausfindig zu machen. Brückenprüfer müssen deshalb ein sehr geschultes Gehör haben. In der Fachsprache nennt sich diese Art der Vorgehensweise "handnahe Prüfung".
Brücken mit dem Hammer abklopfen und als sicher befinden
Stellen die Brückenprüfer dabei Unregelmäßigkeiten fest, müssen sie die Schäden einzeln bewerten, um im Anschluss eine Zustandsnote für die gesamte Brücke zu ermitteln. Vergeben werden Noten zwischen 1 und 4. Erhält eines der Bauwerke eine 2 oder 2,5, müssen die Kontrolleure Maßnahmen einleiten, damit sich der Zustand nicht verschlechtert.
Sanierungsbedürftig, aber nicht einsturzgefährdet
Solche Kontrollen zeigten schon: Viele Brücken in Deutschland sind sanierungsbedürftig. Das liege einerseits an ihrem Alter und andererseits am gestiegenen Verkehr in den letzten Jahrzehnten, sagt Markus Hamme.
"Wir können dafür geradestehen: In Deutschland müssen wir Szenarien, wie in Genua, nicht befürchten."
Markus Hamme erklärt, dass Einsturz-Szenarien aufgrund dieser Kontrollen sehr unwahrscheinlich seien. Um die Sicherheit zu garantieren, beschließen Brückenprüfer dann, die Brücke zu entlasten und sperren dafür Fahrspuren. Beispiele für so eine Maßnahme sind die beiden Rheinbrücke bei Leverkusen und Duisburg-Neuenkamp in Nordrhein-Westfalen.