Horoskop und TarotWieso Astrologie so beliebt ist
Geburtshoroskop, Sonnenzeichen und Aszendenten: Aida ist von der Bedeutung der Sterne für ihr Leben überzeugt. Lea Sperlich ordnet aus psychologischer Perspektive Horoskope und den individuellen Glauben daran ein.
Ihr Sternzeichen kannte Aida schon vorher, auch in der Familie wurde darüber mal gesprochen. Richtig vertieft hat sie sich in die Astrologie etwa mit 16 Jahren. "Ich habe angefangen, Leuten zu folgen, die Astrologen sind, und habe viel gegoogelt und gelesen", sagt Aida über ihren tieferen Einstieg in die Astrologie. Ausgangspunkt dafür ist ihr Geburtsbild oder Geburtshoroskop.
"Wenn ich eine Legung haben möchte, geht es um Themen, bei denen andere Menschen mir nicht wirklich die Antwort liefern können, die ich so ein bisschen suche."
Heute richtet sie Fragen an die Astrologie und auch an gelegte Tarotkarten. Sie glaubt, dass Wahrsagerinnen und Wahrsager die Gabe haben, intuitiv Sachen zu wissen, die sie eigentlich nicht wissen können. In der Regel kosten deren Dienste Geld – von einigen wenigen bis zu rund hundert Euro, berichtet Aida. Vor der Legung gelte es abzuchecken, ob die Person wirklich Wahrsagerin sei oder nicht.
Tarotlegung als Geschichte
Aida lernt momentan selbst das Legen dieser Karten. Jede habe eine eigene Bedeutung, eine eigene Energie, einen eigenen Vibe. "Im Endeffekt kommen dann gewisse Karten heraus, die so eine Art Geschichte erzählen und ein bisschen bei der Frage helfen sollen, die man hat", erklärt Aida.
"Horoskope können Unsicherheiten ganz gut reduzieren, also gerade in Krisenzeiten. Dazu gibt es auch Studien."
Sich Karten legen zu lassen oder Horoskope zu lesen, dagegen sei erst mal nichts einzuwenden, sagt Lea Sperlich vom Social Cognition Center an der Universität Köln. Sie hat Psychologie studiert und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin. "Gefährlich werden solche Dinge erst, wenn man vielleicht Verantwortung für wichtige Entscheidungen abgegeben möchte und sich ein bisschen in einer Art Unmündigkeit begibt", findet sie.
"Das kann richtig gefährlich werden, wenn Menschen krank sind und statt zum Arzt oder zur Ärztin zu gehen, sich Karten legen zu lassen und das als Therapieersatz zu nutzen."
Außerdem stehe hinter solchen astrologischen Institutionen auch ein Geschäftsmodell. Gerade die Altersgruppe der 18- bis Mitte-20-Jährigen habe unter der Pandemie besonders gelitten. Ein gesteigertes Interesse daran, einen Anschein von Kontrolle zu erlangen, sei nicht verwunderlich, findet Lea Sperlich.
Horoskope – alle sind gemeint
Für das Phänomen, dass vage Aussagen für die eigene Person als besonders zutreffend interpretiert werden – bei schriftlichen Horoskopen beispielsweise – gibt es in der Psychologie den Ausdruck Barnum-Effekt. Lea Sperlich beschreibt es so: "Horoskope, die man in Zeitschriften lesen kann, sind möglichst so geschrieben, dass sie auf uns alle irgendwie zutreffen, dass wir das Gefühl haben, uns darin wiedererkennen zu können."