Erpressung mit NacktbildernSextortion: Jede siebte erwachsene Person betroffen
Wenn jemand mit Nacktfotos oder -videos erpresst wird, nennt man das Sextortion – zusammengesetzt aus den beiden Wörtern sex und extortion. Eine neue Studie zeigt, dass Sextortion wohl häufiger vorkommt als bisher gedacht: Demnach war ihr offenbar bereits jeder siebte Erwachsene ausgesetzt.
Auf verschiedenen Online(dating)-Plattformen tauschen sich Menschen aus und verschicken neben Nachrichten schon auch mal Nacktbilder oder -videos. Doch es gibt Menschen, die speichern diese Inhalte ab und drohen mit Veröffentlichung, um an Geld oder Gefälligkeiten zu kommen. Erwachsene sind häufiger von Sextortion betroffen als man bisher annahm, zeigt jetzt eine neue Studie aus den USA und Australien. Darin wurden rund 17.000 Menschen aus zehn Ländern zum Thema befragt.
"Auch bei uns in Deutschland gibt es Sextortion."
Deutschland ist in dieser Studie zwar nicht dabei, doch auch hier gibt es sexuelle Erpressungen. In der polizeilichen Kriminalstatistik werden diese Fälle in der Kategorie "Erpressung auf sexueller Grundlage" miterfasst.
Täter sind oft (Ex-)Partnerinnen und -Partner
Bei der Auswertung der Befragungsdaten kam heraus, dass jeder siebte Erwachsene bereits von Sextortion betroffen war oder ist. Die Täter*innen sind oftmals keine fremden Personen, die sich ins Smartphone gehackt haben, sondern aktuelle oder ehemalige Partnerinnen und Partner.
"Die Täter sind meistens nicht Fremde, sondern aktuelle oder Ex-Partnerinnen und -Partner."
Laut der Studie sind eher Männer, queere und allgemein jüngere Menschen von Sextortion betroffen.
Jede zwanzigste Person hat angegeben, selbst schon jemanden mit Nacktfotos oder -videos erpresst zu haben. Die Forscherinnen weisen jedoch darauf hin, dass die Teilnehmenden bei der Befragung vielleicht nicht ganz ehrlich waren. Weitere Faktoren für eine Verzerrung der Studie sind beispielsweise kulturelle Unterschiede der Länder, wie dort mit Nacktheit umgegangen wird – oder natürlich auch einfach Scham.
Was tun, wenn man betroffen ist?
Bisher gibt es zu wenig Schutz für diese Art von Gewalt – weil die Täter*innen meist aus dem privaten Umfeld sind und die Fälle aus Scham nicht zur Anzeige gebracht werden. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Wiebke Lehnhoff findet:
- Es muss mehr Aufklärung zum Thema geben und Polizeibehörden müssen für das Thema sensibilisiert werden.
- Es braucht Gesetze, um Betroffenen besser zu helfen und Täter zu bestrafen.
- Auch die Plattformen, auf denen der Content ausgetauscht wurde, brauchen klare Regeln, wie mit Sextortion-Content umgegangen wird.
Und natürlich sind auch weit mehr Studien zum Thema sexuelle Erpressung und Nötigung im Netz bei Erwachsenen nötig, sagt unsere Reporterin. Bisher wurde nämlich vor allem viel im Unter-18-Bereich geforscht.