SexismusWenn wir uns im Fitnessstudio unwohl fühlen
Frauen, die Sport machen, haben leider oft auch Erfahrungen mit sexueller Belästigung gemacht. Die Studentinnen Merle und Clara-Sophia erzählen, was ihnen passiert ist und wie sie heute damit umgehen.
Der eine glotzt, der andere labert und manche trainieren im Verfolgungsmodus. Aufdringliche Männer können das Training im Gym und anderswo unerträglich machen. Merle erzählt, dass sie mit 18 Jahren im Gym gegen ihren Willen fotografiert worden ist. Heute studiert sie Kulturwissenschaften, arbeitet journalistisch und geht weiterhin trainieren.
Sie ist damals erst durch den Handyblitz auf zwei Männer aufmerksam geworden. Die beiden haben nur gelacht und Merle hat gespürt, dass sie sich mächtiger fühlen. Sie hat sich nicht an die Betreibenden des Studios gewendet, sondern stattdessen ihr eigenes Verhalten geändert.
Fotografiert und begafft
Nach diesem Ereignis hat sie angefangen, sehr früh zu trainieren, ihre Kleidung verändert und sich gefragt, ob sie überhaupt noch ins Fitnessstudio gehen soll. Angesprochen und angestarrt wurde sie weiterhin. Sie sagt: "Da gibt es Tausende Sachen, die ich erzählen könnte."
"Krass, die sind sich ihrer Machtposition bewusst. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Soll ich die beiden ansprechen?"
Heute trainiert Merle in einem sehr familiären Fitnessstudio. Die Kommunikation mit den Trainerinnen und Trainern dort sei gut und die Kundschaft kenne sich auch ganz gut untereinander. In diesem Umfeld sei sexistisches Verhalten wohl unwahrscheinlicher und würde unmittelbar zum Thema, hofft Merle.
Für sie ist Sport die Hauptsache
Auch Clara-Sophia hat schlechte Erfahrungen mit Belästigung im Sport gemacht. Sie ist von einem Typen im Fitnessstudio verfolgt worden – von Gerät zu Gerät. Seit 2016 trainiert sie Thai-Boxen, arbeitet auch als Muay-Thai-Trainerin für den Unisport.
Clara-Sophia studiert Soziologie mit dem Fokus Medizin- Körper- und Sport-Soziologie in Frankfurt am Main. Gerade lebt sie im schottischen Glasgow und hat eigentlich dort erst angefangen, an Geräten zu trainieren.
"Im Kampfsport will ich, dass es nicht um Schönheit geht, nicht ums Abchecken, einfach um den Sport."
Dort ist ihr auch ein Typ von Gerät zu Gerät gefolgt. Schließlich ist er dann über ihren Kopf gestiegen, um Hanteln zu holen. Sie sagt: "Verfolgt zu werden, geschieht auch außerhalb vom Sport. In den meisten Fällen sage ich was. Ich wehre mich eigentlich immer."
Clara-Sophia wünscht sich, dass Frauen im Sport allgemein und speziell auch im Fitnessstudio genauso ihren Platz haben wie Männer. In ihren Kursen trainiert sie grundsätzlich gleichviele Frauen und Männer.
Manchmal bleiben dann zwar am Ende des Kurses nur wenige Frauen übrig. Clara-Sophia freut sich, wenn der Großteil durchhält. Sie sagt: "Die wollen halt Thai-Boxen machen und das sollen sie bekommen und zwar auf die gleiche Art wie die Männer."