SexismusGlotzen und grabschen
Das kennen viele Frauen: Anmache, blöde Sprüche, vielleicht sogar Gegrabsche - auch in der Bahn. Unter dem Hashtag #imzugpassiert erzählen Frauen davon. Die Kunstpädagogik-Studentin Anna Lena Bankel hat ihn losgetreten. Nun diskutieren Frauen und Männer: Brauchen wir Frauenabteile im Zug?
Ein neuer Hashtag macht die Runde: Unter #imzugpassiert schildern Frauen, was ihnen an Sexismus beim Bahnfahren entgegenschlägt. Das reicht von dummen Sprüchen bis zu Fummeleien. Frauen erzählen von Männern, die unter den Rock schielen und Fotos machen. Oder von anderen sexuellen Belästigungen.
Frauenabteil als Rückzugsort
Ausgelöst wurde die Debatte durch die Nachricht, dass die Mitteldeutsche Regionalbahn spezielle Abteile für Frauen einführen will, um ihr Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Der österreichische Journalist Hanno Settele twitterte dazu: "Nach den Frauenabteilen im Zug - nahe dem Aufpasser - kommt was? Reverse Rosa Parks reloaded? Appeasement pur. Hat noch nie funktioniert."
Viele Frauen schalten sich in die Diskussion ein. Und Kunstpädagogik-Studentin Anna Lena Bankel beginnt, unter dem Hashtag #imzugpassiert ihre Erlebnisse beim Bahnfahren zu twittern.
"Ich habe gedacht, es wäre interessant, sich mit anderen Frauen darüber auszutauschen, was ihnen im Zug passiert ist. Und klar zu machen, warum es vielleicht manchmal ganz angenehm sein kann, sich zurückzuziehen."
Zugabteile nur für Frauen hätten noch lange nichts mit Geschlechtertrennung zu tun, meint Anna Lena. Und dass es genügend Frauen gibt, die die sexuellen Anspielungen und die Belästigungen in der Bahn satt haben, zeigen die vielen Tweets, die auf ihren Hashtag folgen.
Anna Lena sagt: "Es tut niemandem weh, wenn man eine gewisse Anzahl von Rückzugsorten für Frauen anbietet." Sie lebt in Wien und in Österreich gibt es solche Frauenabteile schon seit Jahren. Trotzdem halten viele Frauen ein solches Angebot für überflüssig oder lehnen es strikt ab.
Warum manche Frauen kein Sonderabteil wollen
Schließlich - das war abzusehen - kapern auch einige Männer den Hashtag #imzugpassiert und machen sich über die Debatte lustig. "Diese Angriffe und Vorwürfe wurden auch anstrengend. Irgendwann gegen späten Abend habe ich dann angefangen, die ersten drei Dutzend Accounts zu blocken", erzählt Anna Lena.
Trotzdem: Auch nach #Aufschrei und #WhyIsaidnothing findet Anna Lena es wichtig, über Alltags-Sexismus zu diskutieren. "Jeder Hashtag erreicht immer wieder neue Kreise", sagt sie.
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