Serielle MonogamieBis dass der Nächste uns scheidet

Eine Liebe fürs Leben? Warum es uns so schwer fällt, mit einem Menschen zusammenzubleiben.

“Baby, I will love you till we’re seventy.“ Das singt Ed Sheeran, 23 Jahre alt, in seinem aktuellen Titel "Thinking Out Loud". Viele seiner Altersgenossen sehen das anders. Die Gesellschaft für Konsumforschung hat 2011 im Auftrag der Apotheken-Umschau über 2000 Personen ab 16 Jahren befragt - und dabei kam heraus: Fast die Hälfte der 16- bis 29-Jährigen sagt: Für immer mit dem gleichen Partner zusammenbleiben? Das funktioniert nicht.

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Denkbarer ist für sie das Modell des Lebensabschnittspartners, auch serielle Monogamie genannt. Also ein Mensch, mit dem man für einige Zeit zusammenlebt, durchaus in Treue und monogam und irgendwann, wenn man sich nicht mehr genug mag, trennt man sich, wendet sich möglicherweise einem anderen Partner zu.

Wenn es darum geht, herauszufinden, warum wir nicht monogam zusammenleben können, wird gerne der Schwarze Peter hin und her geschoben. "Die Männer sind es - sie wollen ihre Gene weiter verbreiten", sagen die einen. Und dann ist da ein neues Buch, in dem die These vertreten wird: Sie sind schuld. In "Die versteckte Lust der Frauen. Ein Forschungsbericht" legt Autor Daniel Bergner Zahlen vor, die zeigen sollen, dass bei Frauen das sexuelle Interesse nach zwei bis drei Jahren Beziehung stark nachlässt.

Biologisch fragwürdig, ökonomisch sinnvoll

Fakt ist: Weniger als 5 Prozent der Säugetiere leben monogam zusammen. Und auch die menschlichen Gesellschaften, in denen ein Pärchen ein Leben lang treu zusammenlebt, sind in der Minderheit. Aus biologischer Perspektive war die lebenslange monogame Beziehung also schon immer fragwürdig und aus ökonomischer Perspektive war sie über Jahrzehnte eine sinnvolle Zweckgemeinschaft. Dazu kamen klassische Rollenverteilungen und eine Kirche, die die Unauflöslichkeit der Ehe propagierte.

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Inzwischen sind viele äußere Zwänge weggefallen. Wenn man sich auf einen Partner einlässt, dann geht es stärker um den Menschen selbst. Der Leipziger Sexualwissenschaftler Kurt Starke sagte dazu kürzlich im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin BrandEins: "Beziehungen werden heute nicht mehr aus ökonomischen oder religiösen Gründen geschlossen, sondern beruhen auf einer gegenseitigen Emotion, die man im Idealfall Liebe nennen kann. Wenn die vergeht, trennen sich die Menschen heute. Das ist ein großer zivilisatorischer Fortschritt."

Der Kölner Psychologe Peter Groß sagt, dass man allerdings auch durchaus glücklich mit einem Menschen zusammen sein kann. Dafür müsse man allerdings viel kommunizieren. Die Aufgabe in einer Beziehung ist seiner Auffassung nach, den anderen "in seiner Andersartigkeit zu respektieren und zu akzeptieren. Und das ist, wie wir alle wissen, verdammt schwierig."