"Stimme des Kalifats"Radiosender des IS zerstört
Radio ist das Medium der Wahl in Afghanistan - weil es auch Analphabeten verstehen - und es dank Batterien auch einen Stromausfall übersteht. Das haben längst auch die Terroristen des Islamischen Staates erkannt. Jetzt wurde ihr Sender zerstört.
Gestern (02.02.2016) erreichte uns die Meldung: Die US-Luftwaffe hat in Afghanistan eine Radiostation der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zerstört. Ob der Radiosender gezielt vernichtet worden ist , wissen wir nicht. Es sollen 21 IS-Mitglieder getötet worden sein, sagte ein Sprecher des Gouverneurs am Dienstag. Fünf von ihnen hätten für den Sender "Stimme des Kalifats" gearbeitet.
"Radio ist DAS Medium in Afghanistan."
Der Sender war nur sehr begrenzt zu empfangen, erzählt unsere Korrespondentin Sandra Petersmann. Vor allem im Osten Afghanistans in der Provinz Nangarhar, direkt an der Grenze zu Pakistan, dort wo der so genannte Islamische Staat in Afghanistan besonders stark ist. Zum Teil war er auch in der Provinzhauptstadt Dschalalabad zu empfangen. Gesendet wurde auf Dari und Paschtu - dazu kamen natürlich noch Koranverse auf Arabisch.
Interviews mit IS-Kämpfern
Von einer Non-Stop-Beschallung kann allerdings nicht die Rede sein. Anfangs haben die Terroristen nur eine Stunde am Tag gesendet, dann ist das "Programm" langsam ausgebaut worden. Zu hören waren offenbar Interviews mit IS-Kämpfern, die dann die Ziele des IS erklärt und die Ideologie der Terrororganisation verbreitet haben. Das klare Ziel: Noch mehr Anhänger in Afghanistan gewinnen - und das sind meistens ehemalige Taliban-Kämpfer, die sich jetzt dem IS anschließen.
Grundsätzlich gilt: Radio ist das Medium der Wahl in Afghanistan. Weil viele Einwohner nicht lesen können und ein Radio sehr einfach mit ein paar Batterien betrieben werden kann, wenn wieder einmal der Strom ausfällt. Neben dem IS setzen in Afghanistan auch die Taliban auf Radio. Ebenfalls mit mobilen Sendeeinheiten. Und auch der IS wird wohl bald wieder in irgendeiner Form seine Terrorbotschaft senden, schätzt Sandra Petersmann. Weil es eine einfache Möglichkeit sei, die Bevölkerung zu erreichen. Auch abseits von Terroristen ist Radio eine Erfolgsgeschichte in Afghanistan. Über 170 Radiosender gibt es - dazu kommen noch internationale Sender wie die Deutsche Welle.