SelbstmitgefühlSei nicht so hart zu dir selbst!
Anderen können wir Fehler verzeihen - bei uns selbst tun wir uns damit schwer. Stress, Ängste, sogar Depressionen können die Folge sein, sagt die psychologische Psychotherapeutin Christine Brähler. Sie rät: Wir brauchen mehr Mitgefühl mit uns selbst!
Zu unsportlich, zu dünn, zu dick, zu faul, zu schlecht… "Ich glaube, die Liste, wofür wir uns selbst kritisieren können, ist unendlich", sagt Christine Brähler. Sie ist psychologische Psychotherapeutin und forscht an der University of Glasgow zum Thema Selbstmitgefühl. Sie hat eine Erklärung dafür, dass wir mit uns selbst weniger Nachsicht haben als mit anderen.
"Es ist eine Art sozialer Überlebensmechanismus: Was kann ich tun, um von den anderen geliebt und wertgeschätzt zu werden und mich weiter zu verbessern?"
Angst und Depressionen können die Folge sein
Der Mensch ist sehr sensibel gegenüber Ablehnung. Wenn wir einen vermeintlichen Fehler machen, bekommen wir Angst, nicht mehr von unseren Mitmenschen geschätzt und geliebt zu werden, sagt Christine Brähler. Genau davon sind wir als soziale Wesen aber abhängig: Wir wollen zur Gruppe dazugehören.
"Wir kritisieren uns selbst dann dafür, damit es nicht wieder passiert", sagt die Psychotherapeutin. Wer sich selbst aber ständig mit Vorwürfen bombardiert, tut sich selbst keinen Gefallen, fanden Forscher heraus.
"Wenn ich so eine harte Selbstverurteilung praktiziere, die zu Ärger mit mir selbst führt, dann macht es mich depressiv, es löst Stress und Ängste aus."
Statt uns selbst zu bekämpfen, sollten wir anfangen, uns selbst mehr Verständnis entgegenzubringen und uns selbst besser zu verstehen, rät Christine Brähler. Studien hätten gezeigt, dass sich die eigene Leistung dann beim nächsten Mal deutlich verbessere. Anders als wenn wir uns nach Fehlern selbst beschimpften, so die Psychotherapeutin.
Dabei geht es aber nicht um Selbstmitleid. Beim Selbstmitleid kreisen wir nur um unsere eigene Leidensgeschichte und kommen nicht aus dem Jammern heraus, sagt Christine Brähler. Beim Selbstmitgefühl gewinnen wir dagegen eine wertvolle Erkenntnis: "Wir sehen uns als Menschen, die alle Fehler machen."