SelbstbildWarum wir uns mit anderen vergleichen
Durch Social Media Plattformen wie Tiktok oder Insta vergleichen wir uns immer wieder mit anderen: Das Gefühl kennt auch Wilhelmine, sie singt darüber in ihrem neuen Song "Vergleiche". Wir haben mit ihr gesprochen, übers Vergleichen als FLINTA* in der Musikindustrie und auf Social Media, und über ihre Tools, mit den Gefühlen, die das Vergleichen auslösen kann, umzugehen. Außerdem erklärt die Psychotherapeutin Annika Haffke, woher das mit dem Vergleichen kommt.
Bei Tiktok, Snapchat oder Instagram sehen wir oft Bilder und Reels, die scheinbar perfekte Momente festhalten: Wir sehen andere User*innen an atemberaubenden Urlaubsorten, in einem fabelhaften Restaurant oder bei einer krassen Performance. Auch erfolgreiche Popstars sind nicht davor gefeit, sich mit anderen zu vergleichen.
Die Berliner Sängerin Wilhelmine hat zusammen mit ihrer Labelkollegin Mele ein Lied darüber geschrieben. In "Vergleiche" singen die beiden in sehr authentischen Worten über das Beobachten anderer, über Neid und Selbstzweifel. Sie singen über Gefühle, die wir alle kennen. Gefühle und Gedanken, die man sich nicht unbedingt wünscht.
"Wenn ich wirklich wäre so wie du / Wär ich mir dann wirklich selbst genug? / Ich schau' dich an und ich beneid' dich / Doch alles daran ist mir peinlich."
Wilhelmine und Mele hatten sich einander im Studio anvertraut, über den Druck in der Musikindustrie gesprochen und wie oft weibliche Künstlerinnen miteinander verglichen werden. So kam es am Ende zu der Idee für den gemeinsamen Song.
Inspiration vs. Selbstzweifel
Manchmal kann der Vergleich mit anderen Künstler*innen auch positiv sein. So wurde die junge Wilhelmine von einem Gig der Band Madsen bei einer Demo dazu inspiriert, selbst Musikerin zu werden. In dem Moment verstand sie, dass sie auf der Bühne vor vielen Menschen performen möchte. In vielen anderen Momenten jedoch bringen Vergleiche nur Selbstzweifel in ihr hervor.
Laut der Psychotherapeutin Annika Haffner gibt es verschiedene Phasen im Leben, in denen wir eher zu Vergleichen und Selbstzweifeln neigen. Dazu gehören zum Beispiel die ersten Jahre in der weiterführenden Schule. Hier spürt man erstmals, dass man nicht überall so leistungsstark ist wie andere Kinder.
"Da beginnt es, dass sich Kinder dann auch wirklich mit anderen vergleichen und durch die Rückmeldung von Gleichaltrigen, aber auch von Eltern und Lehrern, Selbstzweifel entstehen können."
Auch das frühe Erwachsenenalter oder der Beginn des Rentenalters sind Lebensphasen, in denen man sich vergleicht, weil eine große Veränderung stattfindet. Das Vergleichen mit anderen ist ein ganz normaler menschlicher Instinkt. In der Frühzeit des Menschen war es sehr wichtig, denn wurde man einer Gemeinschaft ausgeschlossen, bedeutete das den sicheren Tod.
Heute hingegen vergleichen wir uns oft an Stellen, wo wir das Gefühl haben, nicht gut zu sein. Das führt dazu, dass wir denken, dass andere besser sind als wir.
Doch es gilt dabei: Wir können anderen Menschen "immer nur vor den Kopf gucken", wie Haffner betont. In den sozialen Medien sehen wir meist nur das schöne Ergebnis. Wir sehen aber nicht, wie sehr sich jemand dafür abgestrampelt hat.
Tools gegen Selbstzweifel
Haffners Empfehlung: häufiger mit anderen über unsere Selbstzweifel sprechen. Damit öffnen wir unserem Gegenüber die Möglichkeit, über deren eigene Zweifel zu reden und helfen uns und anderen dabei, weniger Selbstzweifel zu haben.
Darüber hinaus ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass man sich gerade vergleicht. Nicht zu denken: "Ich kann das hier gerade nicht." Sondern stattdessen einen kleinen Vorsatz davor zu setzen: "Ich denke, ich kann das hier gerade nicht."
Weg vom Smartphone, raus in die Welt
Wilhelmine geht heute selbst viel bewusster mit Zweifeln um, macht sich klar, wenn sie sich mit anderen vergleicht. Um gar nicht erst in den Strudel der Selbstzweifel zu geraten, nimmt sie sich Auszeiten von sozialen Medien und geht stattdessen öfter auf Veranstaltungen. Früher holte sie sich viel Inspiration auf Insta & Co., heute schnappt sie sich inzwischen auch mal wieder ein Buch statt das Smartphone.