Selbstbild und WirkungWie wichtig uns ein Bart ist
Ob Schnäuzer oder Vollbart: Wer kann, der lässt sich heute gerne einen Bart wachsen. Garry ist Barber und empfängt in seinem Salon ganz unterschiedliche Kunden. Simon liebt seinen Bart und zeigt das auch auf Social Media. Der Hautarzt Simon Schugt räumt mit Mythen über den Haarwuchs auf.
Sparrow, Hollywoodian oder Soul Patch – Bärte können viele Namen haben und eignen sich mehr oder weniger gut für die jeweilige Gesichtsform ihres Trägers. Als Barber hat Gary jeden Tag damit zu tun und viele Männer genießen den Besuch, wenn er ihren Bart schneidet, trimmt und pflegt.
"Ein bisschen abschalten, herunterkommen. Viele genießen ihren Besuch und der ein oder andere schläft beim Bartschnitt manchmal auch ein."
Vom Azubi bis zum Anwalt – zu ihm kommt der ganze Querschnitt der Gesellschaft sagt Gary. Wer bei ihm im Stuhl sitzt, ist zugleich eingeladen, sich zu entspannen. Manchmal schlafen seine Kunden sogar ein – und das ist durchaus positiv zu bewerten.
Bärte seit vielen Jahren wieder im Trend
Manche Kunden möchten sich mit der Maschine nur grob die Konturen schärfen lassen, für andere gibt es das höherpreisige Komplettprogramm inklusive Haarschnitt. Bärte, sagt Gary, sind vor ungefähr zehn Jahren wieder in Mode gekommen. Die Corona-Pandemie und das Homeoffice habe zusätzlich Bärte sprießen lassen.
Seine Kunden kämen mit den unterschiedlichsten Wünschen und Vorstellungen zu ihm. Letztlich komme es aber darauf an, was an Bart vorhanden sei und welche Masse und Struktur das Barthaar habe. Wenn der Bartwuchs mehr als nur Flaum ist, dann könne man eigentlich aus allem etwas machen. Von Bartwuchsmitteln hält der Gary nicht viel: "Wenn keine Haarwurzeln da sind, kann auch nichts wachsen", sagt er.
Nie wieder ohne Bart
Bärte sind auch Simons große Leidenschaft. Er selbst ist Barträger und macht das auch auf Social Media zum Thema. Nie wieder würde er sich den Bart abschneiden, sagt er. Das letzte Mal habe er seinen Bart vor sechs Jahren abgeschnitten – als eine Art Selbstexperiment.
"Als ich den Bart komplett abrasiert habe, bekam ich jedes Mal schlechte Laune, wenn ich an einem Spiegel vorbei bin. Ich habe mir damals gedacht: 'Das mache ich nie wieder.'"
Der Schock war also groß, schließlich formt der Bart ein Gesicht und verändert einen Menschen sehr. "Ein Mann mit Bart hat ein mächtiges Kinn. Und ohne Bart ist da überhaupt kein Kinn mehr zu sehen", sagt Simon.
Überhaupt variieren Bärte extrem und damit auch das Aussehen der Person. Ob Oberlippe, Unterlippe oder Bart an den Koteletten – da müsse jeder seinen eigenen Stil finden und gucken, was zum eigenen Gesicht am besten passe.
Seinen Bart hat Simon schon in verschiedenen Längen getragen. Es macht ihm Spaß, unterschiedliche Stile auszuprobieren, um jeweils eine andere Wirkung zu erzielen, sagt Simon. Er sei von erblich bedingten Haarausfall betroffen, der Bart aber wachse und das sei für ihn eben der Ausgleich und Teil seiner Persönlichkeit.
Bart ist nicht jedermanns Sache
Nicht jeder Mann trägt Bart – sei es, weil manchen der Haarwuchs im Gesicht fehlt oder es ihnen einfach nicht gefällt. Auf Social Media erhält Simon oft Gegenstimmen in Bezug auf seine Bartliebe, sagt er. Nicht selten würden sich die Leute auch lustig machen. "'Ich bin so froh, dass ich so wenig Bartwuchs habe'. Oder ich höre: 'Ich würde mir das sofort wegrasieren'", beschreibt Simon die Reaktionen.
Genetische Faktoren bestimmen den Haarwuchs
Ob und wo uns Haare wachsen, das bestimmen genetische Faktoren, sagt Ingo Schugt, Hautarzt aus Bochum. Dabei komme es zum Beispiel darauf an, wie viele Haarfollikel es gibt und wie diese das Haar zum Wachsen bringen.
"Die Genetik bestimmt, wie viele Haare überhaupt in der Haut angelegt sind. Das heißt, wie viele Haarfollikel und auch, wie intensiv diese Follikel das Haar zum Wachsen bringen."
Der Bartwuchs stellt sich normalerweise schon während der Pubertät ein, dabei gibt es aber große individuelle Unterschiede. Je nach genetischer und hormoneller Ausprägung können auch Stellen im Gesicht kahl bleiben. "Die Anzahl der Haarwurzeln und ihr Ansprechen auf stimulierende oder hemmende Hormone wird durch die Vererbung festgelegt", so der Hautarzt.
Haarwachstum: Schluss mit Mythen
Aufgrund der Vererbbarkeit hält der Hautarzt nur wenig von Haarwuchsmitteln oder -Tinkturen. denn wenn an diesen Stellen nichts ist, was stimuliert werden könnte, dann könne dort auch nichts wachsen. Oft seien die Mittel nichts anderes als Nährstoffprodukte. Die können tatsächlich nur dann helfen, wenn ein Nährstoffmangel für das verminderte Haarwachstum verantwortlich ist. Das aber sollte medizinisches Fachpersonal beurteilen, so der Experte.
"Haarwuchsmittel sind meistens Nährstoffprodukte, die zwar helfen können, aber nur, wenn von einem medizinischen Fachpersonal gesagt wurde: 'Hey, du hast eine Nährstoffmangel.'"
Ein Mythos sei außerdem der Glaube, dass Barthaare dichter nachwachsen, wenn sie abrasiert werden. "Das Schneiden der Haare hat keinen Einfluss auf ihr Wachstum", sagt Ingo Schugt und spricht von einer Fehlwahrnehmung. Die Stoppeln würden sich zunächst zwar härter anfühlen als das längere Haar, doch habe das nichts mit verstärktem oder besserem Wachstum zu tun.