SekundenschlafWie wir am Steuer nicht wegnicken

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat schätzt, dass ein Viertel aller Verkehrstoten auf Müdigkeit zurückzuführen sind. Wie entsteht Sekundenschlaf? Und wie können wir ihn verhindern? Das erklärt Schlafforscherin Christine Blume.

Sprechen wir von Sekundenschlaf, dann geht es um kurze Schlafepisoden von bis zu 15 Sekunden. Währenddessen verlieren wir die Kontrolle – und je nach Situation kann das sehr gefährlich sein.

"Oft schließt im Sekundenschlaf eine Person die Augen, der Kopf kippt nach vorne und man reagiert nicht mehr auf Reize von außen."
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel 

Beim Sekundenschlaf schließen manche Personen die Augen, andere lassen sie offen. Charakteristisch ist, dass sich die Aktivität des Gehirns so verlangsamt wie beim richtigen Schlafen. Das zeigen Hirn-Scans oder auch die Elektroenzephalographie (kurz EEG). Bei dem Verfahren wird die Aktivität im Gehirn gemessen.

Sekundenschlaf kann tödlich sein

Wie viele Menschen durch Sekundenschlaf am Steuer Unfälle verursachen, lässt sich nicht sicher sagen. Die Statistik über Verkehrsunfälle und wie viele Menschen dabei verletzt werden oder sogar sterben, führt das Statistische Bundesamt.

Die Unfallursache Müdigkeit wird zwar aufgeführt, jedoch scheint diese nicht alle Unfälle einzuschließen. Autofahre*innen geben Müdigkeit vermutlich selten zu, weil es Konsequenzen haben kann. Der Verkehrssicherheitsrat geht deshalb von einer hohen Dunkelziffer aus und schätzt, dass ein Viertel aller Verkehrstoten aufgrund von Müdigkeit am Steuer entsteht.

Einschlafen am Steuer: vermutlich hohe Dunkelziffer

In einer Befragung des Verkehrssicherheitsrats im Jahr 2016 gab mehr als ein Viertel der Autofahrer*innen zu, schon einmal am Steuer eingeschlafen zu sein.

Der Sekundenschlaf geschieht, wenn Menschen sehr erschöpft sind. "Man kann sich das als eine Art Schutzmechanismus vorstellen: Der Körper holt sich den dringend benötigten Schlaf, um sich zu schützen", sagt die Schlafforscherin Christine Blume von der Uni Basel.

"Letztlich kommt es dann zum Sekundenschlaf, wenn man so erschöpft ist, dass das Gehirn sagt 'ich kann nicht mehr: ciao'."
Christine Blume, Schlafforscherin an der Uni Basel

Extreme Müdigkeit entsteht, wenn wir nicht ausreichend und/oder erholsam schlafen. Wenn wir dann auch noch nachts in der Dunkelheit einer monotonen Aufgabe nachgehen, wird es riskant. Zum Beispiel beim Autofahren. Auch eine warme, gemütliche Umgebung fördert den Sekundenschlaf.

Wie wir Sekundenschlaf vorbeugen können und was wirklich hilft, wenn wir ihn kurzzeitig verhindern müssen, zum Beispiel, um eine Raststätte zu finden, darüber sprechen Schlafforscherin Dr. Christine Blume und Nova-Moderatorin Ilka Knigge in dieser Folge "Über Schlafen".