Segnung homosexueller PaareMara Klein: "Erklärung ist keine Wertschätzung"
Mara Klein ist trans und nicht-binär, Mitglied der Reforminitiative "OutInChurch" und einziges diverses Mitglied im "Synodalen Weg" der Katholischen Kirche. Die Entscheidung des Vatikans zur Segnung homosexueller Paare ist für sie*ihn keine Sensation.
Die vatikanische Glaubensbehörde hat überraschend eine Grundsatzerklärung veröffentlicht. Darin steht: Auch "Paare in irregulären Situationen [damit sind unverheiratete und wiederverheiratete Paare gemeint] und gleichgeschlechtliche Paare" können künftig in der katholischen Kirche gesegnet werden. Allerdings stehen in der Erklärung auch Bedingungen:
- Die Segnung darf nicht mit einer Eheschließung verwechselt werden.
- In der Ehe ist Sex nur zwischen Mann und Frau erlaubt.
- Die Segnung darf nicht in einem gottesdienstlichen Rahmen stattfinden.
Mara Klein: "Nicht der Schritt in die richtige Richtung"
Dass es diese Bedingungen gibt, kritisiert Mara Klein. Mara ist Theolog*in und Aktivist*in für Reformen in der katholischen Kirche. Sie*er sagt, die Erklärung des Vatikans richte sich explizit gegen ritualisierte Segnungen und es ändere nichts an der Lehre über die Sündhaftigkeit praktizierter Homosexualität. Klein sieht darin keine Wertschätzung.
"Es [die Erklärung des Vatikans] ist also die niedrigste Form der Anerkennung. Wenn wir überhaupt von einer Anerkennung sprechen wollen."
Für Klein ist dieser Vorstoß der katholischen Kirche kein Schritt in die richtige Richtung. Sie*er vermutet eher, dass sich die Erklärung gegen die katholische Kirche in Deutschland richtet. "Hier wird gerade an liturgischen Segensfeiern gearbeitet. Und diese dürfen jetzt explizit nicht mehr von der Bischofskonferenz oder einzelnen Bischöfen gutgeheißen werden", so Mara Klein.
Forderung: Gleiche Segnung für hetero- wie homosexuelle Paare
Aus Sicht der Theolog*in handelt es sich nicht um einen Reformschritt. Deshalb könne sie*er die positive Reaktion auf die Vatikan-Erklärung in den Medien nicht verstehen. Klein bemängelt, dass es keine grundsätzliche Änderung gibt: "Es wird nicht die Lehre geändert. Es wird nicht gesagt: Tut uns leid, dass wir euch dieser extremen Zumutung ausgesetzt haben und weiterhin aussetzen."
"Es ist explizit nur eine Zusage an Priester quasi, dass sie spontan auch gleichgeschlechtliche Paare – ungeachtet ihres sündhaften Lebensstils – segnen dürfen. Und zwar außerhalb – explizit – des religiösen Lebens, des religiösen Ritus."
Für Klein ist der Grund, warum sich Paare segnen lassen wollen, dass sie genau diese Ritualität haben wollen, die der Vatikan gleichgeschlechtlichen Paaren aber verwehrt. Sie*er sieht darin eine Zweigleisigkeit, die den Menschen auf der einen Seite Hoffnung macht, auf der anderen Seite aber versucht, Reformen auszubremsen.
Mara Klein fühlt nach wie vor Erniedrigung
Nachvollziehen kann Mara Klein Stimmen, die sagen: Reformen dauern. Sie*er findet, dass mit dem neuen Vorstoß zumindest das Segnungsverbot für gleichgeschlechtliche Paare relativiert ist, das die katholische Kirche Anfang 2021 ausgesprochen hatte. Gleichzeitig meint Klein, als queere Person sei es eine unglaubliche Zumutung und Erniedrigung, gesagt zu bekommen: "So wie ihr seid, nicht."