Sechs Monate im AmtMacron, der Reformator
Vor sechs Monaten hat Emmanuel Macron das Amt des französischen Präsidenten übernommen mit dem Versprechen, die Gesellschaft umzukrempeln: "Ich will Frankreich radikal umbauen" hat er gesagt. Wie weit ist er bis jetzt damit gekommen?
Tatsächlich hat Emmanuel Macron in seinen ersten sechs Monaten mehr angepackt, als die meisten Franzosen ihm zugetraut haben. Er hat ein Gesetz für mehr Moral in der Politik gemacht. Das verbietet es den Abgeordneten jetzt, Familienangehörige zu beschäftigen. Er hat gerade ein neues Anti-Terror-Gesetz auf den Weg gebracht und auch die Steuerreform ist schon auf dem Weg.
"Die Mutter aller Reformen, die Liberalisierung des Arbeitsmarktes, hat Macron in kürzester Zeit durchgeboxt."
In aktuellen Umfragen ist Macrons Stern allerdings gesunken. Nicht alle Franzosen stehen hinter ihm. Frankreich wählt den Präsidenten in zwei Wahlgängen. Im ersten Wahlgang hatte Emmanuel Macron nur 25 Prozent bekommen. Diese 25 Prozent sind vermutlich sehr zufrieden mit ihm, schätzt Frankreich-Korrespondent Marcel Wagner.
Im zweiten Wahlgang, haben viele Macron nur gewählt, um die rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen zu verhindern. Da haben ihn viele Linke gewählt, die jetzt gar nicht mit ihm zufrieden sind.
Macron will die Linke langfristig überzeugen
Macron setzt darauf, dass die Reformen bis zum Ende seiner Amtszeit in viereinhalb Jahren Früchte tragen. Wenn bis dahin die Arbeitslosigkeit sinkt, hofft er, damit die linken Wähler auf seine Seite zu ziehen.
Besonders kritisiert wurde Macrons Arbeitsmarktreform. Die Arbeitslosigkeit ist in Frankreich doppelt so hoch wie in Deutschland. Die Reform schränkt vor allem die Macht der Gewerkschaften ein - die gehen dagegen auf die Straße.
"Die Unternehmen haben dank der Reform deutlich mehr Macht gegenüber den Arbeitnehmern bekommen. Aber viele der Regelungen sind immer noch schwächer als bei uns in Deutschland."
Macron setzt darauf, dass die Unternehmen jetzt mehr Menschen einstellen und er damit die Zweifler überzeugt. Der Präsident hat zu Beginn seiner Amtszeit einen Umbau der Gesellschaft angekündigt, und da steht noch einiges auf der Liste: Das Gesundheits- und Rentensystem soll umgebaut werden, genauso die Universitäten, die Schulen. Auch die Europäische Union will er reformieren.
"Macron will keinen Stein auf dem anderen lassen. Aber wenn man sich anschaut, was er in den ersten sechs Monaten schon in Europa verändert hat, kann man ihm noch einiges zutrauen."
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