Der Malmöer Pfandvertrag von 1803Schwedenherrschaft in Wismar
Die Hansestadt Wismar war einst schwedisch – und das sogar 155 Jahre lang. Anschließend wurde sie an das Herzogtum Mecklenburg-Vorpommern verpfändet. Ein Kuriosum der deutschen Geschichte, dem wir auf den Grund gehen.
Es ist eine lange Geschichte. Genauer gesagt, geht sie zurück bis zum Westfälischen Frieden, durch den 1648 der Dreißigjährige Krieg in Mitteleuropa beendet wird. In mühsam ausgehandelten Kompromissen wird unter anderem festgelegt, dass die beiden europäischen Großmächte Schweden und Frankreich die Garantie des Friedens übernehmen und über die Einhaltung der neuen europäischen Ordnung wachen. Dafür lassen sich die beiden Staaten entlohnen.
Schweden bekommt die unvorstellbare Summe von fünf Millionen Silbertalern sowie Vorpommern, Rügen, Usedom, Stettin und Wismar als Gebietszugewinne. Damit etabliert sich Schweden in der Mitte des 17. Jahrhunderts als nordeuropäische Großmacht und spielt eine Zeit lang eine wichtige Rolle in Europa.
Für Wismar beginnt spätestens 1648 die Schwedenzeit, einige datieren den Beginn dieser Phase auch auf 1630, als Schweden aktiv ins Kriegsgeschehen auf Seiten der Protestanten eingreift.
"Der König von Schweden war der Hoffnungsträger im Kampf um Religionsfreiheit für die Protestanten gegen den deutschen Kaiser und gegen die römische Kirche."
Die Bürgerschaft Wismars arrangiert sich mit den neuen Herren, lässt zu, dass die Stadt zu einem schwedischen Brückenkopf ausgebaut und befestigt wird. Aber die schwedische Großmacht erleidet im "Nordischen Krieg", als das Land zwischen 1701 und 1721 von einer russisch-dänisch-polnischen Koalition angegriffen wird, eine entscheidende Niederlage.
Friedrich Franz I. nutzt geschickt die schwierige finanzielle Lage Schwedens
Für Wismar beginnt mit dem schwedischen Niedergang eine schwere Zeit. Die Stadt darf nicht weiter befestigt werden, wird im Siebenjährigen Krieg von preußischen Truppen besetzt und geplündert. Hilfe aus Schweden ist nicht zu erwarten. Die Situation nutzt der mecklenburgische Großherzog Friedrich Franz I. aus.
Er erwirbt für 1.250.000 Taler der Hamburger Bank die Hansestadt Wismar und löst sie für 99 Jahre aus dem schwedischen Staatsverband. Friedrich Franz I. nutzt dabei geschickt die schwierige finanzielle Lage Schwedens und verschuldet gleichzeitig das Herzogtum Mecklenburg.
Am 20. Juni 1903 wird die Rückkehr Wismars durch einen weiteren Vertrag endgültig geregelt. Mit dem alljährlichen Schwedenfest erinnern die Bürgerinnen und Bürger von Wismar an die insgesamt 155-jährige Zugehörigkeit ihrer Stadt zu Schweden.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der Historiker und Kulturwissenschaftler Ralph Tuchtenhagen erläutert den Malmöer Pfandvertrag, mit dem Wismar für zunächst 99 Jahre wieder mecklenburgisch wurde.
- Die Historikerin Anke Seeger hat sich mit der Geschichte Wismars im 18. und 19. Jahrhundert wissenschaftlich beschäftigt.
- Der Leiter des Archivs der Hansestadt Wismar, Nils Jörn, schildert das Verhältnis der Menschen heute zu der schwedischen Vergangenheit ihrer Stadt.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt auf die Ergebnisse des Westfälischen Friedens von 1648 und die Bedeutung Schwedens als nordeuropäische Großmacht in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Esther Körfgen berichtet über den Pfandvertrag von Malmö 1803.