SchwarzfahrenAnzeige, Bußgeld, Knast?
Es klingt eigentlich nach einem Kavaliersdelikt. Aber Schwarzfahrer können hart bestraft werden, es drohen in Ausnahmefällen sogar Haftstrafen von bis zu einem Jahr.
Schon mal schwarzgefahren? Ihr hattet nicht genug Kleingeld dabei oder keinen Bock ein Ticket zu ziehen, weil ihr nur eine Station mit der Straßenbahn fahren wolltet? Und dann heißt es: "Fahrausweise, bitte." Eine sehr unangenehme Situation, wenn dann alle Blicke auf euch lasten, während ihr nach den Personalien gefragt werdet.
"Betrug passt nicht auf das Schwarzfahren, sodass der Gesetzgeber sich irgendwann überlegt hat: Wir brauchen dafür eine eigene Norm - und das ist das Erschleichen von Leistungen."
Wer schwarzfährt, betrügt nicht, sagt Rechtsanwalt Christian Solmecke. Denn Betrügen kann man nur Menschen, keine Fahrkartenautomaten. Um Menschen ohne Fahrschein bestrafen zu können, dachte man sich den Paragraphen 265a im Strafgesetzbuch aus. Damit kann die Justiz diejenigen bestrafen, die sich eine Leistung erschleichen - also zum Beispiel Straßenbahnfahren ohne Ticket.
Apps, die vor Ticketkontrollen warnen
In Deutschland gibt es ungefähr ein halbes Dutzend Apps, die vor Fahrkartenkontrollen warnen. Sie decken viele Großstädte in Deutschland ab, jede Einzelne wird von bis zu 100.000 Menschen genutzt - und sie sind rechtlich unbedenklich. Die Apps funktionieren nach einem einfachen Prinzip: Wer sie heruntergeladen hat, kann anderen Fahrgästen in einer Art Forum mitteilen, auf welcher Bahnlinie und an welcher Haltestelle die Kontrolleure unterwegs sind.
Schwarzfahren als politisches Statement
Diese Apps werden auch von Schwarzfahrer-Gruppen genutzt , die sich über Facebook vernetzen. Ihr Motiv: Ärmeren Menschen sollen kostenlose Fahrten ermöglicht werden. Für diese Art von Schwarzfahrer-Netzwerken ist das Fahren eine Art politisches Statement gegen die - aus ihrer Sicht - ungerechte Preispolitik des Öffentlichen Personennahverkehrs.
Die Alternative: Das Bürgerticket für alle
Die ÖPNV-Tickets sind ein politisches Thema. Alternativen zum aktuellen Fahrkartenmodell sind etwa innerhalb der Linken-Fraktion in Sachsen schon länger ein Thema. Linken-Politiker Marco Böhme spricht sich für ein Bürgerticket aus - eine Art allgemeine Grundabgabe von circa 20 Euro pro Erwachsenem, woraus die laufenden Kosten des Nahverkehrs gedeckt werden könnten. Dann müssten allerdings auch die Menschen zahlen, die sich lieber aufs Auto als auf die Straßenbahn verlassen.