Astrophysiker Heino Falcke"In einem Schwarzen Loch wäre man lebendig begraben"
Heino Falcke hat am ersten Foto eines Schwarzen Lochs mitgearbeitet. Auf dem Bild ist unter anderem der glühende Rand des Phänomens sichtbar. Doch was dahinter steckt, wissen die Forschenden nicht.
Das Foto zeigt tatsächlich einen schwarzen Kreis, der von einer Art gelb-rot leuchtendem Rand umgeben ist. Es sieht ein bisschen so aus wie das, was man sieht, wenn man im Sommer zu lange in die Sonne geschaut hat und dann die Augen schließt. Wissenschaftler nennen das den Ereignishorizont. "Das ist der Punkt, den ich überschreiten kann, aber aus dem ich nie wieder zurückkommen kann", sagt Heino Falcke.
Auch Licht kann nicht mehr entweichen. Daher der Name Schwarzes Loch. "Das Erstaunliche an einem Schwarzen Loch ist ja, dass es sehr viel Masse in einem sehr kleinen Raum ist", sagt Falcke. Ein schwarzes Loch ist also sehr reich an Masse und zieht damit alle möglichen Dinge an. Es könnte also sein, dass man als Mensch ebenfalls in so ein Loch hineingesogen wird.
"Möglicherweise kann man das sogar überleben. Aber man würde keinem erzählen können, dass man noch lebt. Man wäre lebendig begraben. Das ist keine so schöne Vorstellung", sagt der Astrophysiker.
"Einstein hat gesagt: Schwarze Löcher gibt es nicht, die können gar nicht entstehen."
Die Frage, ob die Information, die in einem Schwarzen Loch ist, jemals wieder herauskommen kann, ist eine der großen Debatten in der Physik, sagt Heino Falcke. Das Foto, das die Forscher im Frühjahr 2019 veröffentlicht haben, zeigt das Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie M87, es ist mit 6,5 Milliarden Sonnenmassen ein richtiger Brocken.
Foto fasst Daten aus der ganzen Welt zusammen
Das Foto des Schwarzen Lochs wurde aus zahlreichen Daten zusammengebaut, die über Radioteleskope auf der ganzen Welt gesammelt worden waren. Von der Erde liegt die Galaxie M87 etwa 55 Millionen Lichtjahre entfernt. Den Weg zum Bild beschreibt Falcke unter anderem in seinem aktuellen Buch, das er zusammen mit dem Journalisten Jörg Römer geschrieben hat. Der Titel: "Licht im Dunkeln. Schwarze Löcher, das Universum und wir."
"Wir wissen, dass wir nicht alles wissen und nicht alles vorhersagen können."
Dass ein Schwarzes Loch auch ein Sinnbild für das ist, was wir als Menschen nicht verstehen oder erforschen können, stört den Wissenschaftler Falcke nicht. Als gläubiger Christ besteht sein Leben nicht nur aus dem, was man mit naturwissenschaftlichen Gesetzen beschreiben kann. "Glaube ist auch Loslassen der eigenen Arroganz", sagt er.
"Naturgesetze sind Teil der Schöpfungsordnung."
Im Deep Talk erzählt er Sven Preger diese Woche, wie das Foto entstanden ist, wie Astrophysik und Glaube zusammenpassen und wo es den besten Sternenhimmel zu sehen gibt.