SchwangerschaftsabbruchFrauenärztin: Legalisierung nimmt Schamgefühl
Eine Expertenkommission empfiehlt, Schwangerschaftsabbrüche zu legalisieren. Kurz danach geht erneut eine politische Debatte los. Die Frauenärztin Jana Maeffert befürwortet, dass Abtreibungen entkriminalisiert werden. Ungewollt Schwangere sollten ohne Druck und Scham entscheiden können.
Die Ampel-Koalition hat eine Expertenkommission eingesetzt, die die rechtliche Situation von Schwangerschaftsabbrüchen prüfen soll. Die Ergebnisse werden Mitte April veröffentlicht, das Magazin "Der Spiegel" berichtete vorab. Demnach soll die Kommission die generelle Straffreiheit von Schwangerschaftsabbrüchen innerhalb der ersten zwölf Wochen empfehlen. Mehr dazu findet ihr hier.
Schwangerschaftsabbrüche entkriminalisieren
Jana Maeffert hält eine Entkriminalisierung für wichtig. Sie ist Gynäkologin und Vorstandsmitglied bei Doctors for Choice Germany, einem Netzwerk von Ärzt*innen, Medizinstudent*innen und anderen, die sich für die reproduktive Selbstbestimmung ihrer Patient*innen einsetzen.
Die Legalisierung von Abbrüchen bringe für ungewollt Schwangere eine spürbare Veränderung. Denn dann seien Abtreibungen nicht mehr nur unter bestimmten Bedingungen geduldet, sondern grundsätzlich erlaubt. "Und das ist ein großer Unterschied", sagt Jana Maeffert.
"Ich erlebe ganz häufig, dass ungewollt Schwangere zu mir kommen und dass es da so eine Gemengelage von Schuldgefühlen gibt", sagt die Ärztin. Auch Scham spiele eine Rolle. Ein Grund dafür sei die anhaltende Kriminalisierung: Ein Abbruch werde toleriert, sei aber eben nicht erlaubt.
"Als Gesellschaft müssen wir uns klar sein, dass ungewollte Schwangerschaften immer dazugehören werden."
Paragraf 218 des Strafgesetzbuches regelt Schwangerschaftsabbrüche. Danach ist ein Abbruch grundsätzlich rechtswidrig. Er bleibt jedoch straffrei, wenn er in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft vorgenommen wird. Davon ausdrücklich ausgenommen und damit nicht rechtswidrig sind Abtreibungen nach einer Vergewaltigung und bei Gefahren für das Leben oder die körperliche oder seelische Gesundheit der Schwangeren.
Ungewollt Schwangere müssen sich beraten lassen
Damit eine Abtreibung straffrei bleibt, muss sich die Schwangere beraten lassen. Solch eine Pflicht lehnt Jana Maeffert ab. Deutschland habe ein sehr gutes niedrigschwelliges Netz von Beratungsstellen. "Das soll unbedingt erhalten bleiben", sagt die Frauenärztin. Aber die Beratung sollte ohne Zwang erfolgen.
"Ich bin gegen eine Zwangsberatung."
Insgesamt sei es wichtig, den Druck von ungewollt Schwangeren zu nehmen. Schwangerschaftsabbrüche zu ermöglichen mit wenig Hürden und ohne starre Vorschriften, dafür setzt sich das Netzwerk "Doctors for Choice" ein. Denn eine gut getroffene Entscheidung sei immer besser für die persönliche Biografie als eine Entscheidung, die unter Druck stattfindet, so Jana Maeffert.
Auch für Frauenärzt*innen sei eine Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen wichtig. "Ich hätte ein besseres Gefühl, wenn ich wüsste, ich mache etwas, was zu meinem Fach dazugehört", sagt Jana Maeffert, "das wird von der Gesellschaft nicht nur akzeptiert, sondern auch wertgeschätzt."