Schlechtes GewissenWie wir es für uns nutzen können
Serien gucken statt Sport machen oder über Leute lästern, kann uns ein schlechtes Gewissen machen. Eine Psychotherapeutin erklärt, wann ein schlechtes Gewissen angebracht und hilfreich ist. Und: Wie eine Personal Trainerin Erkenntnisse aus dem schlechten Gewissen für sich nutzt.
Tiefkühlessen, kleine Fehltritte im Alltag und ausgedehntes Chillen oder einfach Faulenzen - das können wir uns schon mal gönnen. Aber: Gesellschaftliche Konventionen, Tabus und moralische Grundsätze hindern uns daran, diese Konventionen ständig zu brechen. Weil das nicht regelkonforme Verhalten ganz schnell zu einem schlechten Gewissen führt. Aber was ist das eigentlich?
Wann das schlechte Gewissen sich meldet
Psychotherapeutin Franca Cerutti erklärt, dass es die Instanz ist, die uns mitteilt, dass wir gerade etwas machen, das uns oder der Gesellschaft schadet. Wie ein kleiner moralischer Kompass, der uns wieder in die richtige Richtung wandern lässt. Gleichzeitig hat auch die Erziehung einen Einfluss darauf, wann unser schlechtes Gewissen aktiviert wird.
"Wir werden sehr auf ein gewissenhaftes Verhalten hin erzogen und sind biologisch dazu ausgestattet."
Durch das schlechte Gewissen erkennen wir selbst, wann etwas nicht richtig war, können uns selbst korrigieren. Daher findet Franca Cerutti die Fähigkeit, ein schlechtes Gewissen haben zu können, genial und wichtig für die Evolution des Menschen.
Das schlechte Gewissen nutzen
Auch Marie, Personal Trainerin, kennt das schlechtes Gewissen nach einem Abend, der aus dem Ruder gelaufen ist. Aber sie sagt, manchmal benutzen wir unser schlechtes Gewissen auch manipulativ. Wir denken dann, dass es ausreicht, einfach ein schlechtes Gewissen zu haben. Wenn es dann verflogen ist, machen wir einfach denselben Fehler noch einmal.
"Ich hab ständig ein schlechtes Gewissen, die Frage ist immer wieder, wie ich damit umgehe."
Ein schlechtes Gewissen allein reicht also nicht, sagt Marie. Wenn wir ein schlechtes Gewissen haben, sind wir nämlich selbst gefragt, denn nur wir können etwas für uns ändern wie die Tiefkühlpizza weglassen oder endlich mal die Omi anrufen. Es sei aber auch wichtig, sich Momente zu gönnen, in denen wir einfach nur genießen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, meint Marie.
Zu häufig ein schlechtes Gewissen haben
Wer zu häufig ein schlechtes Gewissen hat, der hat möglicherweise in seinem Leben die falschen Glaubenssätze in sich aufgenommen, erklärt Franca Cerutti. Menschen, die so einen zu großen inneren Aufpasser haben, die empfinden sich schnell als egoistisch. Sie denken lange und intensiv darüber nach, was sie alles falsch gemacht haben.
"Diese Menschen befürchten oft, dass, wenn sie üben, auch mal großzügiger mit sich selbst zu sein, superegoistisch sind."
Um herauszufinden, ob dein schlechtes Gewissen noch im Rahmen ist und dich positiv motivieren möchte oder ob du es vielleicht ein wenig häufiger ausschalten solltest, gibt es Hilfsmittel. Franca Cerutti rät, sich in seinem Umfeld ganz genau umzuschauen und zu überlegen, wie es die Freunde und Familie machen.
Ebenfalls können wir mit unseren Freund*innen darüber sprechen und diese ein wenig das schlechte Gewissen einschätzen lassen. Das Positive und Negative am schlechten Gewissen ist nämlich, dass es sich auch über Bord werfen lässt, sagt Franca Cerutti.