SchlafphänomeneEpic Dreaming und andere nächtliche Mysterien
Manchen Menschen passieren beim Einschlafen oder während sie schlafen Dinge, die ziemlich angsteinflößend oder verwirrend sein können: Sie hören einen lauten Knall im Kopf oder träumen von sich ständig wiederholenden Abläufen. Was steckt hinter seltenen Schlafphänomenen?
Eins haben Epic Dreaming, das sogenannte Dornröschen-Syndrom und das Exploding Head Syndrome gemein: Über alle drei Schlafphänomene ist noch wenig bekannt. Betroffene leiden aber teilweise stark unter dem, was sie im Schlaf oder beim Einschlafen erleben. Darüber Bescheid zu wissen, dass manche Symptome harmlos sind, kann helfen.
Epic Dreaming
Die ganze Nacht durch den Schnee laufen, Geschirrspülen oder die Wohnung saugen - so fühlt es sich an, wenn Menschen Epic Dreaming erleben: In ihren Träumen geht es typischerweise um sich ständig wiederholende, ganz banale Tätigkeiten. Außerdem kann es passieren, dass sie sich fühlen, als würden sie ganz schnell beschleunigen oder sich drehen. Betroffene beschreiben, dass sie die komplette Nacht in diesen Träumen feststecken.
"Man weiß nicht, ob die Betroffenen tatsächlich mehr träumen oder ob die Erinnerung an die Träume verändert ist."
Wie viele Menschen Epic Dreaming erleben, ist unklar, denn das Schlafphänomen ist bisher wenig untersucht worden. In einem kurzen Absatz aus dem schlafmedizinischen Lehrbuch der Europäischen Schlafforschungsgesellschaft heißt es aber, Epic Dreaming käme gar nicht so selten vor.
Dornröschen-Syndrom
Das Dornröschen-Syndrom, oder auch nach seinen Entdeckern Kleine-Levin-Syndrom genannt, ist eine Hypersomnie. Das bedeutet, die Betroffenen schlafen phasenweise sehr viel. Es kann sein, dass sie 12 oder teilweise sogar bis zu 21 Stunden täglich schlafen. Selbst in den wenigen Stunden am Tag, in denen sie wach sind, sind sie sehr müde und schläfrig. Meist dauert diese Phase, in der die Betroffenen viel schlafen, etwa ein bis zwei Wochen. Sie kann aber auch nach wenigen Tagen schon vorüber sein. Wer das Dornröschen-Syndrom hat, bei dem treten diese intensiven Schlaf-Phasen meist einmal im Jahr auf.
“Charakteristisch ist, dass die Betroffenen häufig verwirrt, apathisch und stark verlangsamt sind."
Manche Menschen berichten auch von Kopfschmerzen, essen weniger oder auch mehr als sonst. Andere zeigen sogenanntes "hypersexuelles Verhalten", das bedeutet, dass sie zum Beispiel übermäßig oft masturbieren. Es kann auch vorkommen, dass sich die Betroffenen depressiv fühlen. Und wenn die Episode vorbei ist, können sich Patienten oft nur noch bruchstückhaft oder gar nicht an das erinnern, was passiert ist.
Es ist nicht ganz klar, woher die Erkrankung kommt. Es scheint aber so zu sein, dass eine spontane Genmutation der Grund ist. In verschiedenen Studien wurden aber auch Veränderungen in bestimmten Gehirnregionen gefunden. Betroffene beschreiben, dass sie einen Infekt beziehungsweise hohes Fieber hatten oder besonders viel Stress, bevor die ersten Symptome auftraten. Es gibt aber auch weitere Faktoren, die eine Rolle spielen könnten, wie Christine Blume im Podcast erklärt.
Exploding Head Syndrome
Ein plötzlicher, lauter Knall im Kopf, wie bei einer Explosion, Lichtblitze vor den Augen - das erleben Betroffene des Exploding Head Syndromes beim Einschlafen oder teilweise auch in der Nacht. Sie empfinden keine Schmerzen, aber was sie erleben, kann Angst machen, auch wenn es nur wenige Sekunden andauert.
"Die Geräusche oder Blitze können immer beim Wechsel zwischen Wachheit und Schlaf auftreten, also auch in der Nacht."
Das Phänomen an sich ist harmlos. Trotzdem denken Betroffene teilweise, dass sie eine Hirnblutung oder einen Schlaganfall erleben. Oder sie bekommen einfach Angst, ins Bett zu gehen, weil sich das Phänomen so unangenehm anfühlt. Oft kann es helfen, mehr über das Exploding Head Syndrome zu erfahren. Schätzungen zu Folge hat mindestens eine von 10 Personen es schon einmal im Leben erlebt. Bei jüngeren Menschen kommt es sogar häufiger vor. Und auch Frauen sind etwas häufiger betroffen.
Woher das Exploding Head Syndrome kommt, weiß man bisher nicht. Forschende vermuten aber, dass das Gefühl der Explosion im Kopf daher kommt, dass die Aktivität in verschiedenen Gehirnregionen sich verändert - und das nicht so gut aufeinander abgestimmt ist.
"Es ist wie in einem Orchester, wo die Musiker*innen zu einem bestimmten Zeitpunkt langsamer spielen sollen, aber die Streichinstrumente werden viel schneller langsam als die Blasinstrumente."
Das Exploding Head Syndrome könnte also dem Zusammenzucken ähneln, das viele Menschen beim Einschlafen häufig erleben. In dieser Folge Über Schlafen sprechen Dr. Christine Blume von der Uni Basel und Moderatorin Ilka Knigge darüber, was Betroffene tun können, wenn sie unter einem der seltenen Schlafphänomene leiden.