EvolutionSchimpanse, Neandertaler, Mensch: Das sind die genetischen Unterschiede
Welche Gene unterschieden uns Menschen eigentlich genau von unseren Vorfahren? Ein internationales Forschungsteam hat dies zum ersten Mal untersucht und herausgefunden: Es sind vor allem Gene für kreative Problemlösungen.
Warum hat sich eigentlich vor rund 40.000 Jahren der Homo Sapiens und nicht der Neandertaler durchgesetzt? Ein internationales Forschungsteam hat dazu eine Studie im Fachmagazin Nature veröffentlicht. Erstmals wurden die genotypischen Unterschiede zwischen dem modernen Menschen, dem Neandertaler und dem Schimpansen untersucht. Die Forschenden haben sich dabei auf 1.000 Gene konzentriert, die drei Bereichen umfassen:
- Das Netzwerk für emotionales Reaktionsvermögen, das uns beim Lernen und sozialen Austauschen hilft
- Das Netzwerk für Selbstkontrolle, also wie wir Dinge planen und durchdenken
- Das Netzwerk für Selbstbewusstsein und Selbsterkenntnis
Diese drei Netzwerke sehen die Forschenden als sehr wichtig für die Persönlichkeit und Anpassungsfähigkeit eines Wesens an.
Homo Sapiens: Durchgesetzt mit kreativen Problemlösungen
In den Untersuchungen kam beispielsweise heraus, dass alle drei in Bezug auf das emotionale Reaktionsvermögen viele Gemeinsamkeiten aufwiesen: Rund drei Viertel der Gene waren hier bei allen gleich. Das Netzwerk, mit dessen Hilfe wir Streit schlichten oder uns innerhalb einer Gruppe abstimmen, ist laut der Forschenden also schon seit 40 Millionen Jahren aktiv.
Unterschiede bei Selbstkontrolle und Selbstbewusstsein
Die anderen beiden Bereiche wiesen dagegen deutliche Unterschiede auf: Im Hinblick auf Selbstkontrolle und Selbstbewusstsein waren die meisten Gene beim modernen Menschen zu finden.
"Wenn es um Selbstkontrolle und Selbstbewusstsein ging, waren viele Gene beim modernen Menschen anzutreffen."
Insgesamt konnte das Forschungsteam also feststellen: Von den 1.000 untersuchten Genen waren die Hälfte bei allen gleich, ein Viertel der Gene kam aber nur beim modernen Menschen vor. Diese Gene sind laut der Forschenden wichtig, um Probleme kreativ lösen zu können. Sie könnten dazu beigetragen haben, dass sich der Homo Sapiens am Ende durchsetzen konnte.
Gene aus der Junk-DNA
Doch die Anzahl der Gene alleine macht noch kein entwickeltes Wesen. Deshalb haben die Forschenden zusätzlich untersucht, an welchen Stellen die bestimmten Gene, die nur der moderne Mensch hat, aktiv sind. Dabei fanden sie heraus, dass sie fast alle Teile der sogenannten Junk-DNA sind und an entscheidenden Schnittstellen sitzen, um dort wichtige Gengruppen zu steuern und zu regulieren, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Klaus Jansen. An diesem Punkt wollen die Forschenden nun ansetzen und weiterforschen.