GaffenWarum wir hingucken, wenn es kracht oder brennt
Tragische Schicksale ziehen uns an. Manchmal so sehr, dass wir vergessen, ob so viel Neugier noch okay ist.
Ein Unfall. Blaulicht, Verletzte auf der Straße, Einsatzkräfte. Und: Menschen die drumherum stehen und gucken – Gaffer. Zurzeit häufig Thema, und wenn über sie berichtet wird, dann meistens auch mit der gerechten moralischen Entrüstung über soviel Neugier auf das Leid anderer. Ab21 widmet diesen Podcast den Menschen, die auf Unfälle starren. Mal ganz ohne erhobenen Zeigefinger.
Mal ehrlich, wir kennen alle den Impuls, stehen zu bleiben und hinzuschauen, wenn wir irgendwo Blaulicht sehen, Polizisten, Feuerwehr. Aber warum tun wir das eigentlich? Der Verkehrspsychologe Karl-Friedrich Voss sagt, dass wir beim Zugucken merken, dass wir gerade nicht vom Leid betroffen sind und in dem Moment das gute Gefühl bekommen, in Sicherheit zu sein. Zumindest für den Moment.
Helfen sei natürlich besser als glotzen. Die Tatenlosigkeit hat aber auch mit Verunsicherung zu tun. Statt nur Erste Hilfe zu lernen, sollten wir mehr darüber lernen, was in Notfallsituationen zu tun ist, findet der Psychologe.
"Es passiert oft, dass ich am Unfallort direkt neben einer Leiche stehe, und dann denk ich schon, das ist ganz schön doof, dass da der Tote neben dir liegt, aber ich versuche, das auszuschalten, und professionell meine Arbeit zu machen."
Thomas Kraus hält mit der Kamera drauf, wenn ein Unfall passiert. Das hat mit seiner Faszination für Blaulicht zu tun, die ihn seit der Kindheit nicht mehr losgelassen hat. Seine Filme verkauft er an Medien und Agenturen und veröffentlicht sie in seinem Youtube-Kanal. Manchmal wird er dafür kritisiert, aber oft haben seine Filme auch schon geholfen, einen Unfallhergang aufzuklären.