SchädelfundZehn Jahre puzzeln bis zur Sensation
Schon vor mehr als zehn Jahren wurde in Marokko ein Skelett gefunden. Jetzt stellt sich heraus: Die Knochen dieses Homo sapiens sapiens sind älter als Forscher bisher vermutet haben.
Wenn die Berechnungen stimmen – und das wird gerade von anderen Wissenschaftlern überprüft – dann gab es den Homo sapiens sapiens schon vor über 300.000 Jahren. Das sind 100.000 Jahre mehr als bisher angenommen.
Philipp Gunz war von Anfang an Teil des Forscherteams, das die Knochen in Marokko entdeckt und dann untersucht hat. Weil die Knochen bei ihrem Fund durch darüber liegende Gesteinsschichten stark zerdrückt waren, hat es sehr lange gedauert, die Untersuchungen abzuschließen.
Damit die Forscher überhaupt arbeiten konnten, musste extra ein hochauflösender Computertomograph mit einem LKW in einem mit Blei ummantelten Container nach Marokko geschafft werden, erzählt Philipp Gunz. Nur so konnten die Fossilien auch an den Originalfundorten gescannt werden. Erst dann konnten die Forscher die Knochen und Fragmente am Rechner wieder zusammensetzen. Ein Puzzlespiel mit weit über 1000 Teilen – und um einiges komplizierter.
"Das Problem ist: Das ist ein dreidimensionales Puzzle mit vielen fehlenden Teilen und oft ohne eindeutige Lösung."
Plattgedrückte Fragmente
Einer der gefundenen Schädel war so zerdrückt, dass er "flach wie eine Pizzaschachtel" war, erzählt Philipp Gunz. Die Forscher haben dann versucht, daraus den Originalschädel in 3D am Computer zu rekonstruieren. Weil es so viele verschiedene logische Möglichkeiten gab, die Teile zusammenzubauen, gab es am Ende zehn verschiedene Rekonstruktionen
"In der Analyse haben wir dann so getan, als hätten wir nicht einen zerstörten Schädel gefunden, sondern zehn komplette."
Im Anschluss wurden die zehn Modelle dann miteinander verglichen. Erst danach waren sich die Forscher sicher: Bei diesem Fund handelt es sich tatsächlich um die Überreste eines Homo sapiens sapiens. Und sie veröffentlichten die Ergebnisse im Fachmagazin Nature.