Sauerstoff aus SteinenWie wir auf dem Mond atmen könnten
Bislang sind Astronauten auf von der Erde mitgebrachten Sauerstoff angewiesen, wollen sie sich auf dem Mond bewegen. Künftig könnte das einfacher werden. Ein britisches Unternehmen hat eine Methode entwickelt, um aus Mondgestein Sauerstoff zu gewinnen.
In einem Stein steckt unheimlich viel Sauerstoff - sowohl in irdischem als auch in Mondgestein haben Sauerstoffatome einen sehr hohen Anteil, erklärt der Astrophysiker Michael Büker. Bei Mondgestein machen diese Atome ganze 45 Prozent aller Atome im Stein aus.
Mondgestein besteht zu 45 Prozent aus Sauerstoff-Atomen
Um diesen Sauerstoff herauszubekommen, wurde in den letzten Jahrzehnten ein besonderes Verfahren entwickelt, erklärt Michael Büker: Das Gestein wird pulverisiert, in ein geschmolzenes Salz gemischt und unter Strom gesetzt. Das verursacht chemische Reaktionen, die dann die Extraktion von gasförmigem Sauerstoff ermöglichen, den man etwa in Atemluft mischen kann.
Wenn man dieses Verfahren automatisieren könnte, wäre es tatsächlich möglich, Astronautinnen und Astronauten auf dem Mond mit von dort stammendem Sauerstoff zu versorgen. Denn viel Gestein würde dafür nicht benötigt. Michael Büker überschlägt:
- Sauerstoff wiegt bei Normaldruck 1,5 Kilogramm pro Kubikmeter.
- Die ISS hat etwa 100 Kubikmeter belüfteten Raum, eine kleine Station hätte etwa 25 Kubikmeter.
- Normale Atemluft besteht zu etwa einem Fünftel aus Sauerstoff, das wären im Falle der kleinen Station also 5 Kubikmeter, sprich 7,5 Kilogramm.
- Dafür müsste man mit dem beschriebenen Extraktions-Prozess ungefähr 18 Kilogramm Mondgestein verarbeiten.
- Drei Personen veratmen an einem Tag etwa 1,5 Kubikmeter Sauerstoff.
- Heißt: Täglich müssten für drei Personen ca. 20 bis 25 Kilogramm Mondgestein zu Sauerstoff verarbeitet werden, schätzt Michael Büker.
Auch aus Wasser lässt sich Sauerstoff gewinnen
Auf der Internationalen Raumstation ISS läuft übrigens tatsächlich schon ein ähnliches Verfahren, berichtet der Astrophysiker. Statt Gestein wird dort Wasser durch elektrischen Strom aufgespalten – Elektrolyse nennt sich das. So wird auf der ISS jetzt schon Sauerstoff gewonnen, wobei immer noch ganz klassisch Sauerstoff von der Erde hoch transportiert werden muss.
"Vielleicht ist das ja eine gute Chance, wenn jetzt der nächste Himmelskörper dauerhaft von Menschen besiedelt wird, dass man dieses Mal vorher darüber nachdenkt, wie man den eigentlich verändert."
Aus Gestein gewonnener Sauerstoff könnte übrigens auch irgendwann mal als Komponente für den Raketenantrieb genutzt werden, ergänzt Michael. Und: Er glaube zwar nicht, dass dieses Verfahren beispielsweise das Klima des Mondes stark verändern würde, weil es dort so gut wie keine Atmosphäre gibt. Dennoch sollten wir uns gut überlegen, wie wir mit diesem Himmelskörper umgehen.