Saturnmond EnceladusErstmals Phosphor jenseits der Erde entdeckt
Forschende haben Verbindungen von Phosphor auf dem Saturnmond Enceladus nachgewiesen. Damit herrschen dort "lebensfreundliche Bedingungen".
Es ist ein wertvoller Fund: Forschende haben erstmals im Sonnensystem Verbindungen von Phosphor nachgewiesen. Phosphor ist ein leichtes Element, das chemisch mit Stickstoff verwandt ist. Es wird zusammen mit beispielsweise Wasserstoff, Sauerstoff oder Kohlenstoff zu den Stoffen gezählt, die essentiell für das Leben sind.
"Phosphor spielt in der Biologie eine große Rolle, etwa beim Aufbau des Erbguts, und wird deshalb in der Astrophysik zu den Elementen gezählt, die "essentiell für das Leben" sind."
Auf den Fund sind die Forschenden durch die neue Auswertung von alten Daten der Saturn-Sonde Cassini gestoßen. Diese ist bereits vor sechs Jahren in den Saturn gestürzt, konnte aber in den zwölf Jahren zuvor eine große Masse an Messdaten mit verschiedenen Kameras und chemisch-physikalischen Analyse-Geräten sammeln, erklärt Astrophysiker Michael Büker.
In der Astrophysik ist es durchaus üblich, dass ältere Messdaten neu interpretiert und ausgewertet werden. In diesem Fall haben die Forschenden sogar im Labor nachgestellt, wie die Messgeräte der Cassini-Raumsonde auf diese Verbindungen reagiert haben, als sie damals registriert wurden. Dabei wurden eindeutige Übereinstimmungen gefunden. Die Phosphate wurden demnach jetzt gefunden, obwohl sie schon vor Jahren erfasst worden sind.
Noch kein Hinweis auf Lebewesen
Ein Hinweis auf außerirdische Lebewesen ist der Fund aber noch nicht, sagt Michael Büker. Aber: die aktuelle Arbeit bestätigt bisherige Erkenntnisse. Stoffe, die mutmaßlich für die Entstehung von Leben nötig sind, finden sich an vielen Orten im Sonnensystem und sogar darüber hinaus im Universum. Das Besondere ist, dass nun auch das seltene Element Phosphor nachgewiesen wurde, und zwar im unterirdischen Ozean des Saturnmonds.
Enceladus: Ozean unter eisiger Oberfläche
Damit wird der Saturnmond Enceladus immer interessanter für die Suche nach Leben im Sonnensystem. Schon seit einigen Jahren ist bekannt, dass es dort einen Ozean aus flüssigem Wasser unter einer vereisten Oberfläche gibt. In diesem Wasser sind viele Salze und andere organische Moleküle gelöst.
Ähnliche Bedingungen werden auch für den viel größeren Saturn-Mond Titan sowie den Jupiter-Mond Europa vermutet. Die Eismonde im äußeren Sonnensystem sind seit fast dreißig Jahren vor allem Gegenstand der Forschung, wenn es um die Suche nach außerirdischem Leben geht.
"Zuvor hatte sich die Forschung lange sehr stark auf den Mars konzentriert, aber inzwischen gibt es schon fast eine Art Mars-Müdigkeit. Denn 50 Jahre Forschung haben keine Spuren von Leben gefunden."
Bisher sind aber auch schon einige tausend Expoplaneten bekannt, also Planeten, die andere Sterne als unsere Sonne umkreisen. Zwar wurde bisher noch kein Mond um einen dieser Sterne gesehen, doch laut Michael Büker zweifelt in der Wissenschaft niemand daran, dass es sie gibt. Das bedeutet auch: Es gibt vielfach Chancen darauf, dass sich Leben entwickelt oder früher einmal entwickelt hat.
"Es gibt so viele Orte da draußen, die günstige Bedingungen für Leben bieten, da wäre es wirklich gelacht, wenn die Erde der einzige belebte Planet wäre."
Einfach hinfliegen und nach Leben suchen ist allerdings bisher unmöglich, denn alle anderen Sterne und ihre Planeten sind mindestens einige Lichtjahre von der Erde entfernt. Solche Distanzen sind bisher unüberwindbar. Auch ferngesteuerte Sonden haben noch nie einen anderen Planeten erreicht. Die am weitesten gereiste Raumsonde Voyager 1 hat auf ihrem 45 Jahre dauernden Flug bislang gerade mal ein halbes Promille der Distanz zum nächsten Stern zurückgelegt.
Hoffnung: Mit Teleskopen nach Leben suchen
Es wird intensiv daran gearbeitet, die Atmosphären von fernen Planeten zu untersuchen und dort ebenfalls nach chemischen Elementen und Verbindungen zu forschen, die auf Leben hindeuten könnten. Dabei sollen in Zukunft Teleskopfe zum Einsatz kommen. Bisher ist das technisch eher am Rande des Machbaren, meint Michael Büker.
Er ist sich aber sicher: Wir werden in den kommenden Jahren mehr über diese fernen Welten erfahren – und mit Sicherheit auf Leben treffen.