Satellitennetzwerk StarlinkWeltweit schnelles Internet und viel Weltraumschrott
Space-X-Gründer Elon Musk ist bekannt für seine ambitionierten Ziele. Mit Starlink möchte er ein weltweit verfügbares Internet per Satellitenverbindung aufbauen. Es gibt jedoch viele Hürden, und die Konkurrenz schläft nicht.
Der Internetempfang über Satelliten ist grundsätzlich keine Neuigkeit. Seit vielen Jahren werden bereits mit Hilfe von geostationären Satelliten bestimmte Regionen wie Westeuropa mit einer Internetverbindung abgedeckt.
Dabei funktioniert entweder der Download über den Satelliten und der Upload über das Telefon oder beides über eine Satellitenschüssel. Zum Spielen von Online-Games beispielsweise ist dieses Lösung aber nicht geeignet, da die Daten vergleichsweise lange zum Satelliten und wieder zurück brauchen.
Das Konzept von Elon Musks Starlink: Mit Satelliten, die auf einer Höhe zwischen 340 und 1300 Kilometer um die Erde kreisen, soll jeder Punkt auf dem Globus mit Highspeed-Internet versorgt werden. Die Geschwindigkeit soll sogar die von Glasfaserkabeln übersteigen.
Über 40.000 Mini-Satelliten
Bisher hat Starlink 362 Satelliten ins All geschickt, im letzten Monat waren es 60 neue. Das mag nach viel klingen, ist aber nur ein Bruchteil der geplanten Zahl.
Um die gesamte Welt mit schnellem Internet zu versorgen, plant das Unternehmen, über 40.000 Mini-Satelliten ins All zu schicken. Für 10.000 davon wurde bereits bei der zuständigen Aufsichtsbehörde eine Genehmigung beantragt.
Diesen April sollen weitere 60 Satelliten hinzukommen. Mit den dann 422 vorhandenen Satelliten möchte Starlink Kanada und den nördlichen Teil der USA mit schnellem Netz abdecken. Viele Experten betrachten dieses Ziel aber als sehr ambitioniert, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Andreas Noll.
Das Problem mit dem Weltraumschrott
Im Jahr 2021 will Elon Musk dann bereits die weltweite Nutzung der Internet-Satelliten ermöglichen. Der Raumfahrtexperte Thomas Eversberg vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hält dieses Ziel aus zwei Gründen aber für sehr unrealistisch:
- Um die bei den Behörden bereits beantragten Satelliten rechtzeitig ins All zu bekommen, müsste die Zahl der Raketenstarts deutlich erhöht werden.
- Die Satelliten müssten nach einer typischen Lebensdauer von fünf Jahren allesamt ausgewechselt werden. Noch bevor das Satellitensystem also weltweit laufen könne, müssten bereits die ersten Satelliten wieder gewechselt werden.
"In der Raumfahrt wird grundsätzlich eine Lebensdauer angegeben. Da sind fünf Jahre durchaus Standard. Wir rechnen damit, dass diese Satelliten im Mittel nach typischerweise fünf Jahren ausfallen und ersetzt werden müssen."
Elon Musk produziert also vermutlich bereits Weltraumschrott, bevor der Dienst überhaupt weltweit eingesetzt werden kann. Laut Starlink würden zwar die ausrangierten Satelliten in der Erdatmosphäre verglühen, Thomas Eversberg rechnet dennoch mit einer beachtlichen Menge an Weltraumschrott. Bereits jetzt würden in den geringen Bahnhöhen circa 28.000 Müllteile herumfliegen, die größer als zehn Zentimeter seien.
"Das wären dann in diesen geringen Bahnhöhen mehr Teile als wir heute insgesamt an Teilchen dort oben haben. Da haben wir aktuell nämlich ungefähr 28.000 Teile."
Kosten und Benutzung nicht klar
Anders als bei GPS-Geräten würden die Handys und Laptops nicht direkt Kontakt zum Satelliten aufnehmen. Für den mobilen Gebrauch ist das System folglich nicht gedacht. Ein Empfangsgerät, das laut Elon Musk wie ein Ufo auf einem Stock mit Motor aussehen soll, wird sich um die Verbindung kümmern.
Für den Betrieb von einer Million dieser Geräte hat Starlink erst kürzlich die Genehmigung erhalten. Für die Endnutzer könnte ein Empfangsgerät ungefähr so viel kosten wie aktuelle VDSL-Boxen. Zu den monatlichen Kosten sei ebenfalls noch nichts genaueres bekannt, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Andreas Noll.
Innovationskampf im Silicon Valley
Trotz der vielen technischen und bürokratischen Hürden ist das Projekt für Space-X-Gründer Elon Musk sehr reizvoll. Denn laut der Internationalen Fernmeldeunion der UNESCO, ITU, haben rund 40 Prozent der Menschheit noch keinen Heim-Zugang zum Internet.
Firmen im Silicon Valley sehen hier ihre Chance auf einen neuen Markt, bei jeder der erste sein will – trotz wirtschaftlicher Risiken. Das Konkurrenzunternehmen OneWeb ist diesem Wettbewerb allerdings schon zum Opfer gefallen und seit wenigen Tagen insolvent.
"Im Silicon Valley ist das der typische Run auf einen neuen Markt. Jeder will der erste sein – auch wenn die wirtschaftlichen Aussichten und die Realisierung womöglich erst mal zweifelhaft sind."
Das Ziel von Elon Musk: Starlink soll drei bis fünf Prozent des weltweiten, hart umkämpften Marktes an Internetverbindungen sichern. Das wären umgerechnet bis zu 30 Milliarden Dollar, die wiederum in andere Projekte für die Raumfahrttechnologie gesteckt werden sollen.
Ob Starlink dieses Rennen gewinnen wird, ist allerdings nicht gesagt. OneWeb stellt zwar keine Konkurrenz mehr dar, doch auch das Projekt Kuiper von Amazon-Gründer Jeff Bezos möchte sich ambitioniert an diesem neuen Markt beteiligen.