Todes-Versteherin Saskia Jungnikl"Der Tod entlastet mich!"
Saskia hat ihren Bruder und ihren Vater verloren. Jahre später konnte sie nicht mehr schlafen - sie hatte Angst vor dem eigenen Tod. Also musste sie aktiv werden.
Es begann, als sie 2014 mit ihrem Freund von Wien nach Hamburg gezogen war. Saskia Jungnikl tigerte nachts durch die Wohnung – mit immer ähnlichen Ängsten im Kopf. Vor dem eigenen Tod und davor, etwas zu verpassen. "Das hat mich fertiggemacht. Ich will doch sehen, wie die Welt in 1000 Jahren aussieht. Und wann eine Frau amerikanische Präsidentin wird", sagt Saskia.
"Ich wollte nicht tot sein. Der Tod hat alles sinnlos gemacht".
2004 hat Saskia ihren Bruder verloren, er ist im Schlaf gestorben. 2008 hat sich dann ihr Vater umgebracht, er hat sich erschossen. Und nach Jahren waren die Ängste vor dem eigenen Tod so groß, dass Saskia sich wehren musste. Auf ihre ganz eigene Art. Sie machte sich auf den Weg, den Tod zu verstehen. "Wenn ich Dinge verstehe, kann ich damit gut leben."
Den Tod begreifen lernen
Saskia hat mit Psychologen und Bischöfen gesprochen - und dem Tod ins Gesicht geschaut, in der Pathologie. "Nach dem Besuch war ich mit meinem Freund essen und habe mir Hähnchen bestellt. Da lag auf einmal dieses tote, helle Fleisch. Ich habe ein, zwei Bissen genommen – und es dann weggeschoben. Seitdem esse ich kein Hähnchen mehr. Ich wünsche mir so sehr, ich hätte Suppe bestellt!", erzählt Saskia und lacht.
Lachen nimmt für einen Moment die Angst. Deshalb schreibt und redet Saskia auch über den Darwin-Award. Das ist die Auszeichnung, die Menschen posthum erhalten, wenn sie ungeschickterweise dafür gesorgt haben, dass sie aus dem Leben scheiden.
"Ich habe weniger Freunde. Aber um die kümmere ich mich mehr."
Saskia hat ihre Erlebnisse aufgeschrieben: "Eine Reise ins Leben oder wie ich lernte, die Angst vor dem Tod zu überwinden" heißt ihr Buch. Eine der wichtigsten Botschaften: Es lohnt sich, herausfinden, was wir wirklich wollen - und sich emotionale Ereignisse und Höhepunkte zu schaffen.
"Wir sollten einmal im Jahr machen, was uns wirklich stolz macht!"
In Eine Stunde Talk erzählt Saskia, warum sie im Flieger weint, warum ihr egal ist, was andere von ihr denken, und warum sie nicht weiß, wie ihre Beerdigung aussehen soll.