Bloggerin Samira MousaMultiple Sklerose: Chance auf ein neues Leben
Mit Schmerzen an ihren Augen fing es an. Samira dachte zunächst an Migräne, wurde dann aber ins Krankenhaus weitergeschickt. Diagnose: Multiple Sklerose. Heute begreift sie ihre Krankheit als Chance.
"Mein erstes Symptom waren Augenprobleme. Ich habe Doppelbilder und sehr verschwommen gesehen."
Mit Anfang 20 kommt die Diagnose: Das könnte Multiple Sklerose (MS) sein. Zuerst ist es nur ein Verdacht, die endgültige Bestätigung folgt etwa ein Jahr später. Heute ist Samira Mousa 29 Jahre alt und sagt: Die Diagnose hat mich aufgeweckt und mein Leben positiv verändert.
Der Anfang war allerdings schwer, der Schock saß tief. Google zu fragen, war keine gute Idee, sagt Samira. Sie fand viele Schreckensmeldungen über schlimme Schicksale.
"Ich dachte: Ok, ich bin 23 und mein Leben ist jetzt vorbei. In zwei Jahren bin ich ein Pflegefall und mein Freund muss mich windeln."
Drei Jahre lang hat Samira auf der Arbeit verheimlicht, dass sie MS hat. Sie wollte vermeiden, dass die Menschen hinter ihrem Rücken über sie reden, erzählt sie. Sie war noch nicht bereit, sich damit auseinanderzusetzen und wusste nicht, wie sie damit umgehen soll. Irgendwann hat es Samira dann aber nicht mehr ausgehalten, das Geheimnis für sich zu behalten. Als sie es ihrem Chef sagte, sei das "unfassbar befreiend" gewesen. Samira hatte das Gefühl, sie wäre zehn Kilo leichter, weil sie das Geheimnis nicht mehr mit sich herumtragen musste.
MS-Diagnose als Startpunkt für eine Weltreise
Samira kündigt ihren Job bei einer Berliner Musikagentur und packt ihren Rucksack, reist um die Welt – trotz oder gerade wegen der MS. In ihrem MS-Blog "chronisch fabelhaft" berichtet sie über ihre Erfahrungen. Ihre Reise durch Europa, Asien und Amerika und was sie dabei über sich selbst gelernt hat, könnt ihr jetzt auch in einem Buch nachlesen: "Und morgen die Welt. Wie ich einen Schicksalsschlag in das größte Abenteuer meines Lebens verwandelte."
Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, also eine Krankheit, bei der das Immunsystem die Nervenstränge angreift. Bei einem „Schub“, einer entzündlichen Reaktion, werden quasi die Umhüllungsschichten der Nerven angegriffen, erklärt Samira. Dadurch können die Nerven die Befehle nicht mehr so gut weiterleiten.
Immunsystem greift Nerven an
Die Folge sind unterschiedliche Symptome, die bei jedem Patienten ganz anders ausfallen: Taubheitsgefühle, Bewegungsprobleme, Schwindel, Sprachfindungsstörungen, Lärmempfindlichkeit, chronische Erschöpfung. Der Krankheitsverlauf lässt sich nicht vorhersehen.
Die Diagnose wird vor allem jungen Erwachsenen gestellt. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. In den meisten Fällen leben die Patientinnen und Patienten einen relativ normalen Alltag – mit mehr oder weniger starken Einschränkungen, sagt Samira.
"Der Großteil der Menschen mit MS lebt mit kleineren oder mittleren Einschränkungen einen ziemlich normalen Alltag."
Die Krankheit ist bis heute nicht heilbar, ihre Ursache bisher unbekannt. MS ist nicht tödlich und wird nicht direkt vererbt.